Füße zwischen Blättern im Wald
AFP/MARCO BERTORELLO
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Klimawandel

Warum nur der Mensch überlebt hat

Von allen Arten der Gattung Homo hat nur der Homo sapiens überlebt. Eine neue Studie könnte erklären, warum: Die anderen Vertreter konnten sich nicht schnell genug an kühleres bzw. wärmeres Klima anpassen.

Vor etwa drei Millionen Jahren ist die Gattung Homo auf dem afrikanischen Kontinent entstanden. Von dort aus haben ihre Vertreter nach und nach die ganze Welt erobert. Übrig geblieben ist heute nur der moderne Mensch. Alle anderen Menschenarten sind ausgestorben: z.B. der Homo erectus. Fast zwei Millionen Jahre lebte er in Afrika, Asien und Europa, bevor er vor etwa 100.000 Jahren von der Bildfläche verschwand. Ein anderer Vertreter war der Homo ergaster. Er lebte nach heutigem Forschungsstand nur in Afrika und dürfte schon vor mindestens einer Million Jahren ausgestorben sein. Ähnliches gilt für den Homo habilis, die jüngsten Fossilien dieser Art sind ca. 1,5 Millionen Jahre alt. Erdgeschichtlich deutlich jünger ist der Homo heidelbergensis – vor 600.000 bis 200.000 Jahren hat er auch in Europa gelebt.

Aus ihm entwickelte sich höchstwahrscheinlich der bekannte Homo neanderthalensis, der Neandertaler. Dieser war in Asien und in Europa zuhause und starb vor spätestens 30.000 Jahren aus. Er war bereits ein Zeitgenosse des modernen Menschen (Homo sapiens), der vor ungefähr 300.000 Jahren in Afrika das erste Mal auftauchte. Die Verwandtschaftsverhältnisse bzw. der Stammbaum der Menschenarten sind bis heute nicht völlig geklärt. Fix ist, dass es wohl einige Überschneidungen gab. Phasenweise lebten mehrere Urmenschenarten gleichzeitig auf der Erde und erwiesenermaßen kamen sich manche sehr nahe. Bis heute finden sich im Erbgut des modernen Menschen etwa genetische Spuren des Neandertalers.

Konkurrenz oder Klima?

Warum aber hat außer dem Menschen keiner überlebt? Hat der modernen Mensch die restlichen Vertreter der Gattung verdrängt? Immerhin waren die anderen Urmenschen ebenfalls im Besitz einiger technischer Errungenschaften: Sie wussten Werkzeuge zu gebrauchen, konnten Feuer machen und lebten in sozialen Gruppen. Und der Neandertaler war – anders als man ursprünglich vermutet hatte – dem modernen Menschen in vielerlei Hinsicht kulturell wie technisch sogar ebenbürtig.

Eine Studie aus dem letzten Jahr kam zum Schluss, der Neandertaler sei mehr oder weniger zufällig ausgestorben bzw. habe einfach Pech gehabt. Andere Theorien gehen davon aus, dass klimatische Veränderungen am Verschwinden der Neandertaler und anderer Arten maßgeblich beteiligt waren. Die Belege dazu sind allerdings widersprüchlich. Erst heuer kam eine Studie zum Schluss, dass es dem Neandertaler nicht zu kalt wurde. Tatsächlich hat der Urmensch zehntausende Jahre an Schwankungen zwischen Eiszeiten und wärmeren Zwischenperioden durch- und überlebt, konnte sich also kulturell oder biologisch sehr wohl anpassen.

Klimatische Nischen

Wieviel klimatische Schwankungen mit dem Verschwinden des Neandertalers und anderer Urmenschen zu tun haben könnten, haben die Forscherinnen und Forscher um Pasquale Raia von der Universität Neapel nun in einem aufwendigen Modell berechnet. Sie haben das Klima der vergangenen fünf Millionen Jahre modelliert, inklusive der wechselnden Temperaturen und Niederschläge. Diese Daten haben sie mit mehr als 2.700 archäologischen und fossilen Funden von Urmenschen korreliert, um mehr über die jeweiligen Lebensräume herauszufinden.

Wie die Forscher nun in der Fachzeitschrift „One Earth“ berichten, dürfte die klimatischen Veränderung zumindest einen entscheidenden Anteil am Verschwinden aller anderen Urmenschenarten gehabt haben. Während der Mensch die klimatische Nische – in der er mit entsprechender Kleidung nicht erfriert und auch die richtige Nahrung findet – immer weiter ausdehnte, wurde der ökologische Raum, in dem es sich halbwegs angenehm leben lässt, für alle anderen anscheinend immer enger.

Der letzte seiner Gattung

Die Berechnungen zeigen, dass die Lebensräume für manchen Urmenschen ziemlich abrupt geschrumpft sind. Das Aussterben des Homo erectus fällt beispielsweise mit der letzten Eiszeit zusammen. Vermutlich ist es dem Urmenschen einfach zu kalt geworden. Auch der relativ anpassungsfähige Neandertaler sei immer weiter in Richtung Süden gewandert. Die jüngsten Funde stammen aus dem Mittelmeerraum. Verschlimmert habe sich seine Situation durch die Konkurrenz mit dem sich zunehmend ausbreitenden modernen Menschen, schreiben die Autoren.

So ist am Ende der moderne Mensch als einzige Art der ganzen Gattung übriggeblieben. Wie Pasquale Raia in einer Aussendung zur Studie erklärt, kann man die Ergebnisse auch als Warnung lesen. Angesichts der globalen Erwärmung könnte die klimatische Nische für uns eines Tages ebenfalls zu eng werden. „Klimatische Veränderungen machten die Gattung Homo verwundbar, das könnte durchaus wieder geschehen.“