Was Forscher um den Paläontologen Thomas Dececchi von der Mount Marty University diese Woche im Fachblatt „iScience“ vorlegen, ist die Geschichte vom Aufstieg und Niedergang zweier Pioniere. Die beiden Arten Yi qi und Ambopteryx longibrachium, kürzlich entdeckt in den chinesischen Provinzen Hebei und Liaoning, waren beide Mitglieder der sogenannten Scansoriopterygidae. Einer Gruppe von Echsen, die – halb Kletterer, halb Flieger – eine amphibische Lebensweise in Baumkronen und den Räumen dazwischen entwickelt hatten.
Aber nur mit mäßigem Erfolg, wie nun Dececchis Rekonstruktion der Evolutionsgeschichte aus dem späten Jura zeigt. „Sobald sich die Vögel in die Lüfte erhoben, wurden diese beiden Arten mit ihrem dürftigen Flugvermögen verdrängt“, sagt Dececchi. „Mit einer mangelhaften Performance kann man schon ein paar Millionen Jahre überleben. Aber es gab Fressfeinde auf den Bäumen, die Konkurrenz in der Luft wurde im Laufe der Zeit auch nicht schwächer und dann kamen noch die ersten Säugetiere hinzu: Das ging nicht lange gut, irgendwann waren die beiden Arten verschwunden.“
Flügel wie Fledermäuse
Laut Dececchis Analyse besaßen Yi und Ambopteryx einen verlängerten Mittelfinger, sowie einen aus dem Handgelenk herauswachsenden Knochen, an dem sie ihre Flügel aufspannten. Ihre Erscheinung war nach heutigen Maßstäben ungewöhnlich bis bizarr, die Flügel eher fledermaus- denn vogelartig, der Körper von pinselförmigen Federn bedeckt. Dass man Federn auch zu einem Tragflügel zusammenfügen kann, hatte die Natur vor 160 Millionen Jahren noch nicht entdeckt. Über den Gleitflug kamen Yi und Ambopteryx somit nicht hinaus, der evolutionäre Versuch endete in einer Sackgasse.
Die Eroberung des dreidimensionalen Luftraums blieb kurz darauf den Vorläufern der Vögel vorbehalten: Sie erhoben sich als aktive Flieger über all die Nöte und Gefahren, die das Leben zu Boden mit sich bringt. Heute leben etwa 20.000 Vogelarten auf der Erde, ihre direkten Verwandten aus der Gruppe der Dinosaurier sind längst Geschichte, die letzten verschwanden am Ende der Kreidezeit.