Fischer mit Netz
AFP/SAID KHATIB
AFP/SAID KHATIB
„Geisternetze“

Gefahr für Tiere und Fischerei

Jährlich landen acht bis zwölf Millionen Tonnen Plastikmüll in den Meeren. Wie nun ein Bericht der Umweltorganisation WWF zeigt, sind ein wesentlicher Teil davon zurückgelassene bzw. verloren gegangene Fischereinetze.

Eine Million Tonnen Fischernetze bleibt jährlich in den Meeren zurück. Insgesamt machen diese Geisternetze zusammen mit Fischerbojen bis hin zu verloren gegangenen Styroporbehältern ein Drittel des gesamten Plastikmülls in den Ozeanen aus. Zu diesen Zahlen kommt die Umweltorganisation WWF, nachdem sie unterschiedliche Studien ausgewertet hat erklärt der WWF-Meeresexperte Axel Hein. „Das sind natürlich immer Hochrechnungen, die auf Testfahrten beruhen, wo man die Hauptrouten aber auch die Orte mit der höchsten Plastikdichte aufsucht und dort schaut, was da an Plastikmaterial vorzufinden ist.“

Gefahr für Tiere und Korallen

Fischernetze, die im Wasser treiben oder in Korallenriffen festhängen, sind für Fische, Vögel wie auch für Meeressäugetiere eine große Gefahr. Allen voran für Wale, Robben, Schildkröten und Delfine: „Sie schwimmen in diese Netze rein, weil diese Netze oft aus Materialien sind, die sie kaum sehen können. Da es sich bei diesen Tieren um Lungenatmer handelt, die an die Oberfläche müssen, um atmen zu können, sterben sie natürlich, wenn sie daran gehindert werden.“

Manche Tiere verwechseln die Plastikreste auch mit Nahrung, teilweise versperren die Netze Fischen und Meeressäugern den Zugang zu Laichplätzen – wodurch die Fortpflanzung der Tiere gefährdet ist. „Das wirkt sich natürlich doppelt negativ aus: Einerseits haben wir überfischte Fischbestände und dann hindern wir sie vielleicht noch an der Fortpflanzung.“ Im mexikanischen Golf von Kalifornien seien illegale und zurückgelassene Stellnetze hauptverantwortlich dafür, dass der Vaquita-Schweinswal kurz vor der Ausrottung steht, berichtet der WWF.

Auch für Korallenriffe und die darin lebenden Tiere sind verhedderte Fischernetze ein großes Problem. „Einerseits werden Korallen zerstört, wenn die Netze von den Fischerboten hängen bleiben. Andererseits kommen sie über dem Korallenriff zu liegen, setzen Algen an und es kommt zu erhöhten Sedimentablagerung, was Korallen sehr schwer aushalten. Die Korallen gehen langsam, aber sicher zu Grunde und sterben ab.“

Internationale wie lokale Lösungen

Um das Plastikproblem in den Griff zu bekommen, brauche es sowohl auf internationaler wie auch lokaler Ebene klare Regeln. Zwar gibt es Gesetze, die das Verschmutzen der Meere verbieten. Diese haben aber kaum Konsequenzen, so Hein. „Das heißt, wir brauchen nationale Kontrollen, es muss klare Zuständigkeiten geben für die Bergung und für die Entsorgung, aber natürlich auch die Vorsorge – sprich, dass es gar nicht dazu kommt.“

Durch finanzielle Anreize sollen Fischer zudem animiert werden, verloren gegangene Netze zu melden. Um diese schneller finden zu können, könnten Netze künftig mit Sensoren ausgestattet werden. Dafür brauche es als Grundlage aber ein internationales, verbindliches Abkommen, so Hein. Dieses soll für Betriebe nicht zuletzt gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen. Der WWF appelliert damit auch an die österreichische Regierung, sich für ein weltweit verbindliches UN-Abkommen gegen den Eintrag von Plastikmüll in die Meere einzusetzen.