Mann hält einen Saibling in der Hand
crowlover – stock.adobe.com
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Arktis

Quecksilber in Fischen „verdünnt“ sich nicht

Arktische Fische wachsen auf Grund der höheren Wassertemperaturen schneller. Diese gesteigerten Wachstumsraten senken jedoch nicht die Quecksilberkonzentration in ihrem Körper. Vielmehr sind das Alter und die Position in der Nahrungskette ausschlaggebend

Die Gewässer in der Arktis sind stark belastet. Schwermetalle, wie beispielsweise Quecksilber, gelangen aus den Industriegebieten über die Atmosphäre in die arktischen Seen. Über die Nahrungskette reichert sich Quecksilber an und landen dann schlussendlich in den Fischen. Bisher unerforscht war die Frage, ob die Fische diese Quecksilberbelastung durch Wachstum ausgleichen können, sich die Quecksilberkonzentration in den Fischen also „verdünnt“.

Kein Verdünnungseffekt nachweisbar

Über so einen Verdünnungseffekt sei in Wissenschaft schon länger spekuliert worden, erklärt der Biologe Günther Köck, der das Forschungsprojekt „High Arctic“ leitet. „Darunter versteht man, dass Fische, die schneller wachsen, durch den verstärkten Zuwachs an Körpergewicht beziehungsweise Körpergewebe eine Schadstoffkonzentration verdünnen.“ Sollte es einen Verdünnungseffekt geben, könnten Fische besser mit dem Quecksilber umgehen. Durch die Klimaerwärmung wachsen die Fische nämlich schneller und werden größer.

Die Analyse der Langzeit- und Kurzzeit-Wachstumsraten von Bach- und Seesaiblingen zeigt jedoch, dass es einen solchen Verdünnungseffekt nicht gibt. Die Forscher mussten ihre ursprüngliche These verwerfen, konnten aber andere Faktoren feststellen, die ausschlaggebend für die Quecksilber-Belastung eines Fisches sind.

Alter und Nahrung wesentlich

„Es ist tatsächlich so, dass das Alter mit Sicherheit der wichtigste Indikator für die Quecksilber-Belastung eines Fisches ist“, berichtet Günter Köck, der am Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften forscht. Je älter und größer ein Fisch, umso höher sei auch die Quecksilberkonzentration im Fischfleisch.

Ein weiterer Faktor ist die Nahrung. Quecksilber reichert sich in der Nahrungskette an. Je weiter oben ein Tier steht, desto höher seine Quecksilberbelastung. Ein Raubfisch wie der Hecht ist also stärker belastet als ein algenfressendes Rotauge.

Coronavirus erforderte Einfallsreichtum

Seit mehr als zwanzig Jahren analysiert Günther Köck arktische Fische. Doch heuer musste er wegen der Pandemie pausieren und fast hätte dasselbe auch für seine langjährige Datenreihe gegolten. Eingesprungen ist Projektmitarbeiterin Debbie Iqaluk. Statt der normalerweise sechs Personen, die Fische aus den Seen sammeln, zog die einheimische Inuit auf eigene Faust los, um die Seen im Umkreis von Resolute Bay zu befischen.

Da sie weder Zugang zu den Booten noch zu den Elektromotoren hatte, musste ihr Sohn sie auf die Seen hinausrudern, damit sie dort Fische fangen konnte. „Die hat sie dann in einem, neben ihrem Haus errichteten Laborzelt seziert und Proben genommen.“, erzählt Köck. Die Datenserie konnte so gesichert und nun ohne Unterbrechungen fortgeführt werden.