Düstere Farben: Hände einer Frau und eines Mannes
motortion – stock.adobe.com
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Traumata

Trauer kann das Leben verkürzen

Der Tod des eigenen Kindes ist eine enorme psychische Belastung. Ein Forscher hat untersucht, wie stark sich solch traumatische Erlebnisse auf die Gesundheit der Eltern auswirken: Männer sind von den negativen Folgen offenbar stärker betroffen.

Zwölf Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres Kindes haben Männer ein um fünf Prozent erhöhtes Risiko, selbst nicht mehr am Leben zu sein, sagt Studienautor Bernhard Schmidpeter vom RWI-Leibnitz Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. „Das mag nach relativ wenig klingen, ist aber ein Riesenanstieg der Mortalität.“ Der Gesundheitsökonom griff für seine Studie auf Daten der österreichischen Sozialversicherung zurück. Konkret ging es um 1.700 österreichische Elternteile, die zwischen 1993 und 2005 mit dem plötzlichen Tod ihres Kindes konfrontiert wurden.

Männer stärker betroffen

Männer sind stärker vom plötzlichen Tod des eigenen Kindes betroffen als Frauen, zeigte sich in der Studie. Zumindest, wenn es um die eigene Lebenserwartung geht. Bei Frauen steigt nach einer schweren psychischen Krise wie dem Tod des eigenen Kindes die Mortalität nur um rund ein Prozent an und sinkt nach rund 13 Jahren auf Normalniveau. Bernhard Schmidpeter erklärt die Unterschiede zwischen den Geschlechtern mit dem verstärkten Suchtmittelmissbrauch bei Männern: „Die betroffenen Männer sterben öfter an Leberzirrhose oder auch an Lungenkrebs. Ich spekuliere nun ein bisschen, aber das deutet stark auf Alkoholmissbrauch hin – und deshalb sieht man diese Erhöhung der Todesrate.“

Psychologische Unterstützung hilft

Ein weiterer Faktor ist die psychologische Betreuung: Frauen suchen sich öfter Hilfe von Psychologen und Psychotherapeuten. Bernhard Schmidpeter konnte anhand seiner Daten jedenfalls einen Zusammenhang feststellen zwischen verringerter Mortalität und psychologischer oder psychotherapeutischer Unterstützung.

Mehr als ein Viertel der Frauen nehmen in dieser Ausnahmesituation Hilfe in Anspruch, aber nur etwa 13 Prozent der Männer tun das, so Schmidpeter. „Dazu kommt, dass Männer sich – wenn überhaupt – oft erst sehr spät Hilfe holen. Wenn sie schon angefangen haben, ihr Gesundheitsverhalten zu verändern, also zu trinken und zu rauchen, wenn sie schon ganz unten sind, dann gehen sie vielleicht doch noch zum Psychologen.“ Sein Fazit: Wer sich frühzeitig Hilfe sucht, kann das Mortalitätsrisiko nach einer schweren psychischen Belastungen wie dem Tod eines Kindes zumindest senken.