Mann in Schutzkleidung
AFP/CHANDAN KHANNA
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Covid-19

Luftverschmutzung erhöht Todesrate

Luftverschmutzung könnte eine Erkrankung an Covid-19 verschlimmern. Diese Vermutung gab es schon seit den frühen Phasen der Pandemie. Eine Studie aus den USA zeigt nun einen statistischen Zusammenhang zwischen jahrelanger Feinstaubbelastung und der Todesrate.

Die USA wurde von der Pandemie besonders hart getroffen. Hier sind seit dem Frühjahr sehr viele Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. 232.657 Todesfälle listet die Johns Hopkins University (Stand 4.11.). Aber es gibt innerhalb des Landes große regionale Unterschiede, wie die Forscherinnen und Forscher um Xiao Wu von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in ihrer aktuellen Studie schreiben. Sie haben alle Daten der Johns Hopkins University aus 3.089 Bezirken ausgewertet, die bis zum 18. Juni erfasst wurden. In 1.244 davon habe es bis zu diesem Tag keinen einzigen registrierten Covid-19-Todesfall gegeben.

Seit dem Auftauchen des Coronavirus beschäftigen sich Wissenschaftler auf der ganzen Welt mit den oft großen regionalen Unterschieden. Ein möglicher dabei diskutierter Einflussfaktor ist die Luftverschmutzung. Sie könnte schwere Verläufe begünstigen. Das könnte etwa erklären, warum in der Lombardei und in der Emilia Romagna extrem viele Menschen an Covid-19 starben. In den beiden italienischen Provinzen ist die Luft im europäischen Vergleich besonders schmutzig. Von diesem Zusammenhang berichteten italienische Forscher bereits Anfang April. Zu einem ähnlichen Schluss kam auch eine Studie aus den Niederlanden im Sommer.

Atemwege anfälliger

Für die aktuelle Studie haben Wu et al. die regionalen Unterschiede in den USA genauer analysiert. Unter anderem untersuchten sie den Zusammenhang zwischen den Todesraten in den einzelnen Bezirken und der dortigen Feinstaubbelastung von 2000 bis 2016, und zwar durch Partikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind. Tatsächlich zeigte sich eine statistische Korrelation: Nur ein Mikrogramm mehr pro Kubikmeter ging mit einer Steigerung der Todesrate um elf Prozent einher.

Luft über Los Angeles
AFP/FREDERIC J. BROWN
Blick auf Los Angeles

Ob es sich wirklich um einen kausalen Zusammenhang handelt, könnte man aber nur auf Basis von individuellen Daten – z.B. zu Lebensstil, Alter, etc. – beurteilen, betonen die Studienautoren. Solche Daten seien derzeit nicht verfügbar. Aber aus anderen Studien wisse man, dass Feinstaub besonders anfällig für Erkrankungen der Atemwege oder schwere Grippeverläufe macht. Daher sei es höchstwahrscheinlich, dass Luftverschmutzung auch eine Covid-19-Erkrankung verschlimmern kann.

Schwerpunktsetzung bei der Versorgung

Auch für die Handlungsebene habe diese Erkenntnis praktische Konsequenzen, schreiben die Forscher: kurzfristig für die Schwerpunktsetzung bei der medizinischen Versorgung während der anhaltenden Pandemie. Das heißt, man sollte Gebiete mit hoher Umweltbelastung eigentlich verstärkt mit Schutzkleidung versorgen und die Spitalsbetten vor allem dort aufstocken. Langfristig sei der Zusammenhang ein weiteres wichtiges Argument zur Reduktion von Feinstaub.

Zusätzlich zur Umweltbelastung haben die Studienautoren noch andere Faktoren identifiziert, die die Todesrate in manchen Bezirken erhöht haben könnten. Dazu zählen die Bevölkerungsdichte, ein niedriges durchschnittliches Haushaltseinkommen, geringe Bildung und die Zusammensetzung der Bevölkerung: In Regionen mit vielen schwarzen Bewohnern kam es zu überdurchschnittlich vielen Todesfällen.