Industrieanlage mit CO2-Ausstoß
AP – Olivia Zhang
AP – Olivia Zhang
Pariser Klimaabkommen

Nach Austritt Wiedereintritt?

Genau am Tag der Präsidentschaftswahl sind die USA offiziell aus dem Klimaabkommen von Paris ausgeschieden. Doch auch unter dem Klimawandel-Skeptiker Trump haben die USA den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase verringert – und das Land könnte dem Abkommen auch sehr schnell wieder beitreten.

Voraussetzung dafür ist freilich, dass Joe Biden die Wahl gewinnt – was zum aktuellen Zeitpunkt (4.11., 13 Uhr) alles andere als klar ist. Der demokratische Herausforderer von Donald Trump hat angekündigt, dem Pariser Abkommen wieder angehören zu wollen – und einen entsprechenden Antrag beim UNO-Klimasekretariat als eine seiner ersten Amtshandlungen Ende Jänner 2021 stellen zu wollen.

Bereits einen Monat später könnten die USA dann wieder Mitglied des Klimaabkommens sein. Der umgekehrte, von Donald Trump gewählte Weg hatte länger gedauert: Bereits im Juni 2017 kündigte er den Austritt an. Am 4. November 2019 hat die US-Regierung bei der zuständigen Abteilung der Vereinten Nationen ihren Austritt erklärt. Nun, ein Jahr später, ist er offiziell erfolgt.

Platz zwei bei Treibhausgasen

Die USA sind laut ihrer Umweltagentur EPA für 15 Prozent der Treibhausgase weltweit verantwortlich und liegen damit auf Platz zwei hinter China (30 Prozent). China und Europa (neun Prozent) haben im Gegensatz zu Donald Trump zuletzt weitreichende Pläne vorgestellt, den Ausstoß zu reduzieren. Die Europäische Union will bis 2050 klimaneutral werden, China zehn Jahre später.

Donald Trump und weite Teile seiner republikanischen Partei bezweifeln den Beitrag, den Menschen bei der Klimaerwärmung leisten. Er hält das Pariser Klimaabkommen für einen „Vernichter amerikanischer Arbeitsplätze“, der ausländische „Verschmutzerstaaten“ wie China bevorzuge.

USA verringern Emissionen dennoch

Unter dem Abkommen hatte sich die USA verpflichtet, den Ausstoß der Treibhausgase 2025 im Vergleich zu 2005 um 25 Prozent zu verringern. Bisher ist das laut Forschern erst zu 17 Prozent gelungen. Der Prozess hat sich unter Trump abgebremst, ist aber nicht zum Stillstand gekommen.

Die Entwicklung von Umwelt- und Klimaschutz während seiner Präsidentschaft ist durchaus ambivalent zu sehen. Trump hat viele Teile der Umwelt- und Klimaschutzpolitik rückgängig gemacht – 164 solcher Deregulierungs-Schritte hat etwa die Columbia Law School in New York gezählt. Zugleich gab es eine Gegenbewegung bei US-Bundesstaaten, Städten und Unternehmen.

Der Energie-bedingte Treibhausgasausstoß der USA nahm 2019 nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA um fast drei Prozent ab, die Kohlestrom-Produktion um 15 Prozent. Der Grund war Analysten zufolge vor allem, dass durch die umstrittene Fracking-Methode gewonnenes Erdgas günstiger war – aber auch erneuerbare Energien. Auch in den ersten sieben Monaten 2020 sind die Emissionen in den USA gesunken – und zwar deutlich, um rund zwölf Prozent. Das könnte freilich mit dem Runterfahren der Wirtschaft während der ersten Phase der Coronavirus-Pandemie im Frühjahr zu tun haben.

Zwei-Grad-Ziel wird bisher nicht erreicht

Die USA sind das erste und bisher einzige Land, das das Klimaabkommen verlassen hat. 2015 hatte sich die Weltgemeinschaft bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris darauf geeinigt, den Klimawandel auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Ein Jahr später hatten bereits ausreichend Staaten das Abkommen ratifiziert – darunter auch Österreich -, sodass es in Kraft treten konnte. Bestimmte Details zur Umsetzung werden bis heute verhandelt, aber im Großen und Ganzen stehen die Regeln.

Bisher reichen die Pläne der Staaten für das Einsparen von Treibhausgasen aber noch längst nicht aus, um das Zwei-Grad-Ziel zu schaffen. Die Folgen der Klimakrise sind bereits weltweit spürbar – dazu gehören etwa ein Anstieg der Meeresspiegel, ein höheres Risiko von Dürren, Hitzewellen, schweren Stürmen und Überschwemmungen, aber auch das Abschmelzen von Gletschern und der Eisflächen an den Polen oder das Absterben von Korallenriffen.