Arztin verarbreicht Patienten eine Injektion
show999 – stock.adobe.com
show999 – stock.adobe.com

Wie man Impfstoffe verbessern könnte

Wiener Forscher haben den Fingerabdruck des Coronavirus im Blut von Patienten analysiert: Diese Information könnte nun auch helfen, wirksamere Impfstoffe zu entwickeln.

Je besser man das Coronavirus und die Reaktion des Körpers darauf versteht, desto genauer können auch Impfstoffe gebaut werden. Sie liefern dann im Idealfall dem Immunsystem jene Informationen, die es braucht, um eine Infektion mit dem Coronavirus zu verhindern.

Ein Wiener Forscherteam könnte nun genau jene entscheidenden Mechanismen in der Immunantwort gefunden haben, die zu einer starken Abwehr führen. Entscheidend sind dabei CD4- und CD8-Immunzellen. Sie entwickeln ein Gedächtnis und unterstützen sogenannte B-Zellen dabei, starke Antikörper zu produzieren, erklärt der Immunologe und Studienautor Winfried Pickl von der Medizinischen Uni Wien. „Hier geht es vor allem um die Bildung neutralisierender Antikörper. Sie blockieren das Virus ab, bevor es in Körperzellen überhaupt eindringen kann und verhindern so eine Infektion.“

Impfstoff nach dem „Legoprinzip“

Nach diesem molekularen Bauplan wollen Pickl und sein Kollege Rudolf Valenta nun einen für das Immunsystem maßgeschneiderten Corona-Impfstoff basteln. Möglich ist das etwa über sogenannte Subunit-Impfstoffe. Sie werden zwar nicht zu den ersten am Markt zählen, haben aber den Vorteil, dass sich ihre Wirkung gezielter steuern lässt. Pickl vergleicht den Prozess mit dem Bau eines Hauses aus bunten Legosteinen. „Wenn Sie ein Legohaus bauen, können Sie sich die Farbe der einzelnen Steine aussuchen, Sie können sich auch die Größe der Garage, die sie dazu bauen, aussuchen usw. Das ist der Vorteil einer Subunit-Vakzine – da können sie viel zielgerichteter und molekularer vorgehen.“

Dieser Ansatz wird etwa bei Hepatitis-B-Impfstoffen verwendet. Ziel sei es, bei Corona eine ähnlich langanhaltende Immunität zu erreichen, so Pickl, sodass die Impfung allenfalls alle paar Jahre aufgefrischt werden muss.

Alle Impfstoffe zu überprüfen

Die neuen Erkenntnisse der Wiener Forscher könnte aber nicht nur helfen, einen neuen, langanhaltenden Impfstoff zu entwickeln. Das Wissen über die Gedächtniszellen könnte auch bei der Kontrolle von Corona-Impfstoffen eingestezt werden, auch bei jenen, die sich aktuell schon in der Endphase befinden. So könnte man sich genauer ansehen, ob Geimpfte die gewünschten Gedächtniszellen und Antikörper entwickeln.

Aktuell gehen Experten eher davon aus, dass die ersten Impfstoffe nur beschränkt wirksam sein werden. Eine Ansicht, die der Immunologe Pickl teilt: „Meine Befürchtung ist, dass die Immunität, die durch diese Impfungen hergestellt wird, nur in einem relativ kleinen Teil der Geimpften zu einer nachhaltigen Immunität führt.“ Die Suche nach lang und breit wirksamen Impfstoffen könnte demnach noch eine Weile dauern.