Verschiedene Arten von Chillischoten und Chilliöl neben Knoblauch und Zwiebel
ematon – stock.adobe.com
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Chili

Scharfes Essen als Jungbrunnen?

„Bitte mit scharf“: Der regelmäßige Konsum von Chilischoten könnte das Leben verlängern. Darauf weist eine groß angelegte Studie mit mehr als 570.000 Probanden hin.

Was Chilis so scharf macht, ist der Inhaltsstoff Capsaicin. Die Substanz (und einige ihrer Derivate) wirkt laut früheren Untersuchungen entzündungshemmend und anti-oxidativ, sie hemmt die Bildung von Krebszellen und unterstützt außerdem die Regulation der Blutfette und des Blutzuckers. Insofern ist es nicht sonderlich überraschend, dass Capsaicin auch einen Einfluss auf die Lebenserwartung hat oder zumindest haben könnte.

Wissenschaftler um den US-amerikanischen Kardiologen Bo Xu von den Kliniken in Cleveland haben nun 4.700 einschlägige Untersuchungen unter die Lupe genommen und die Ergebnisse in einer Meta-Studie gebündelt. Das Ergebnis: Unter den insgesamt 570.000 untersuchten Probanden aus Ländern wie den USA, Italien, China und Iran gab es bei jenen, die regelmäßig Chilis aßen, einige statistische Auffälligkeiten. Die allgemeine Sterberate war in dieser Gruppe um ein Viertel geringer, ähnlich der Zusammenhang bei Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen (minus 26 Prozent) und Krebs (minus 23 Prozent).

Ursachen noch unklar

„Das weist darauf hin, dass die Ernährung eine wichtige Rolle für die allgemeine Gesundheit spielt“, sagt Studienautor Xu, ist aber mit weiteren Schlussfolgerungen vorsichtig. Was man nun festgestellt habe, betont Xu, sei bloß ein statistischer Zusammenhang, die konkreten Ursachen könne er noch nicht benennen. „Daher ist es auch noch nicht möglich zu sagen, dass der Konsum von Chillis das Leben verlängert und Todesfälle verhindert, speziell bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.“ Xus Zurückhaltung entspricht der gängigen wissenschaftlichen Praxis, derlei Zusammenhänge zunächst als das zu nehmen, was sie sind – nämlich statistische Korrelationen, die noch keine Auskunft über kausale Wirkungen geben.

Gleichwohl gibt die Studie Hoffnung, dass es sich bei Capsaicin tatsächlich um eine gesundheitsfördernde bzw. lebensverlängernde Substanz handelt, deren optimale Dosierung man in klinischen Untersuchungen feststellen könnte. Und natürlich könnten auch andere Inhaltsstoffe von Chilis eine Rolle spielen. Die Schoten aus der Familie Nachtschattengewächse enthalten etwa die Vitamine A, C und B6 sowie Kalium und Kupfer – ein essenzielles Spurenelement, das in der für westliche Länder typischen Kost häufig unterrepräsentiert ist.

Penny Kris-Etherton, Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses der US-amerikanischen Gesellschaft für Herzgesundheit (AHA), bezeichnet die Studie jedenfalls als „bemerkenswert“. Die Ergebnisse wurden jüngst bei einer Tagung der AHA vorgestellt – im Internet: In Zeiten der Pandemie finden wissenschaftliche Kongresse nun online statt.