Zwei Zebrafinken auf einer Stange
dpa/Planck-Institut/Felix Brandl
dpa/Planck-Institut/Felix Brandl
Kommunikation

Zebrafinken erkennen einander am Klang

Mit Rufen und Gesängen organisieren viele Vögel ihr Zusammenleben. Damit das reibungslos funktioniert, müssen sie unterscheiden können, wer gerade zwitschert. Wie Experimente zeigen, können Zebrafinken etwa 40 Artgenossen an deren Stimme erkennen.

Für manche Vögel ist Kommunizieren fast so wichtig wie für Menschen – unter anderem weil sie in größeren Sozialverbänden leben, wie z.B. Zebrafinken. Die sehr geselligen Tiere leben in riesigen Gruppen. In Schwärmen von manchmal mehr als 100 Individuen ziehen sie umher. Dabei leben die Singvögel strikt monogam. Ihr ganzes Leben verbringen sie mit demselben Partner oder derselben Partnerin. Diese Paarbindung wird unter anderem durch aufeinander abgestimmte Rufmuster gestärkt.

Wie frühere Studien bereits gezeigt haben, erkennen die Singvögel nicht nur ihren Lebenspartner, sondern auch ihre Eltern oder andere Artgenossen anhand ihrer Rufe bzw. anhand ihres Gesangs, schreiben die Forscher um Ke Yu von der University of California, Berkeley in ihrer soeben in der Fachzeitschrift „Science Advances“ erschienenen Studie. Von anderen Vögeln sei sogar bekannt, dass sie auch die Rufe anderer Vogelarten erlernen oder die Stimmen von Säugetieren imitieren können.

Anscheinend verfügen manche der gefiederten Tiere über ein ausgeprägtes akustisches Lernvermögen und können dadurch – ähnlich wie Menschen – zahlreiche Individuen nur am Klang ihrer Stimme oder anderen „sprachlichen“ Eigenheiten erkennen.

Dauerhafte Erinnerung

Um ihre Merkfähigkeit zu testen, haben Yu und sein Team nun fünf Tage lang Experimente mit 19 erwachsenen Zebrafinken durchgeführt. Die Vögel lernten dabei mit Hilfe von kleinen Belohnungen zu unterscheiden, aus welcher Kehle Gesänge und Rufe jeweils stammten.

Jeden Tag kamen weitere Sänger hinzu, deren Gezwitscher in verschiedenen Interpretationen abgespielt wurde – so dass ein einzelnes Individuum nicht immer exakt gleich klang. Und die beim Training verwendeten Versionen unterschieden sich auch von jenen, die bei den Tests an den Folgetagen verwendet wurden. So wollten die Forscher sichergehen, dass die Vögel nicht einfach die Soundbeispiele auswendig lernen, sondern tatsächlich die Individuen erkennen.

Laut den Studienautoren war die Lernfähigkeit der Zebrafinken erstaunlich. Im Durchschnitt erkannten Männchen wie Weibchen im Schnitt 42 Artgenossen nur an deren Klang, auch wenn sie diese erst fünf Mal gehört hatten. Ein derartig schnelles Erlernen von stimmlichen Besonderheiten sei bisher nur bei Menschen und Hunden nachgewiesen. Einen großen Teil der Stimmen erkannten die Zebrafinken sogar bei erneuten Tests einen Monat später. Wie die Forscher vermuten, könnten es im echten Leben noch mehr verschiedene Stimmen sein und die Erinnerung noch länger halten.