Ein Mann bei einem Coroanvirus-Schnelltest
AFP – VLADIMIR SIMICEK
AFP – VLADIMIR SIMICEK

Die Grenzen von Massentests

Die Regierung möchte in Österreich Coronavirus-Massentests durchführen. Solche Schnelltests können aber nur eine Momentaufnahme liefern und sind relativ ungenau. Epidemiologen empfehlen einen gezielteren Einsatz.

Nicht nur in Österreich, auch in Italien und England wird über Massentests für bestimmte Regionen diskutiert. Dabei handelt es sich um Antigen-Schnelltests, die innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis liefern. Dieses Ergebnis ist aber nur eine Momentaufnahme, warnt der Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems. „Man müsste die Tests mehr als einmal machen. Ein einmaliger Test, auch unter Hochrisikopersonen, ist eigentlich sinnlos, weil es keine perfekten Tests gibt.“

Nicht so zuverlässig wie PCR-Tests

Auf ein PCR-Testergebnis muss man meist ein paar Tage warten. Antigen-Tests liefern viel schneller ein Ergebnis. Sie weisen im Gegensatz zu PCR-Tests kein Erbmaterial nach, sondern Virusproteine. Sehr gut funktionieren die Tests, wenn eine Person viel Virus im Rachen hat, also sehr ansteckend ist. Beginnt die Infektion gerade erst, können Infizierte aber auch durchrutschen. „Wir wissen, dass diese Tests, vor allem die Antigen-Tests, doch sehr viele Infizierte übersehen. Und auf der anderen Seite auch sehr viele falsch Positive, also falsche Alarme liefern“, sagt Gartlehner.

Von falsch-positiven Testergebnissen spricht man dann, wenn gesunde Menschen als krank klassifiziert werden. „Ich habe das einmal kurz durchgerechnet. Wenn man fünf Millionen Österreicherinnen und Österreicher testet, muss man davon ausgehen, dass man ca. 150.000 falsch positive Tests dadurch generiert.“ Das bedeutet, dass man tausende Österreicherinnen und Österreicher in Isolation schicken würde, obwohl sie gesund sind. Um solche falschen Diagnosen zu vermeiden, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation bei einem positiven Antigen-Testergebnis mit der genaueren PCR-Methode nachzutesten.

Bei spezifischem Einsatz sinnvoll

Antigentests sind laut Gerald Gartlehner zwar ein wichtiges Instrument zur Eindämmung der Pandemie, sollten aber nur in bestimmten Bereichen eingesetzt werden. Beispielsweise um damit Pflegepersonal oder Angehörige von Risikogruppen regelmäßig, also einmal pro Woche, zu testen. „Massentestungen können Sinn machen, wenn sie in Hochrisikogruppen durchgeführt werden. Massentestungen in der Gesamtbevölkerung sind wahrscheinlich eher politischer Aktionismus als medizinisch oder epidemiologisch sinnvoll.“