Junge Menschen/angehende Studenten und Studentinnen bei einer Aufnahmeprüfung auf eine Universität
APA/ERWIN SCHERIAU
APA/ERWIN SCHERIAU
Studium

Vor allem Akademikerkinder im Ausland

Ein Auslandsstudium ist nach wie vor meist eine Sache für Studenten und Studentinnen aus sozial starken Schichten. Das gilt sowohl für österreichische Studierende im Ausland als auch internationale Studierende in Österreich, zeigen zwei Zusatzberichte zur Studierenden-Sozialerhebung 2019.

Laut der Sozialerhebung haben 63 Prozent der internationalen Studierenden in Österreich zumindest einen Elternteil mit Hochschulabschluss. Unter den Begriff „internationale Studenten“ fallen dabei Bildungsausländer (Erwerb der Hochschulberechtigung im Ausland), die ein längerfristiges Bachelor-, Diplom- oder Masterstudium in Österreich betreiben (also nicht nur etwa für ein Erasmus-Semester hier sind) und nicht in Österreich geboren sind. Damit kommen sie nahezu doppelt so häufig aus Akademikerfamilien wie Bildungsinländer (Erwerb der Hochschulberechtigung im Inland, Geburtsort egal; 33 Prozent).

Interessantes Detail: Studenten aus Drittstaaten haben etwas häufiger Eltern mit Hochschulabschluss als Studierende aus EU-Staaten (71 Prozent vs. 60 Prozent). Und große Ausnahme sind die Südtiroler: Sie stammen eher selten aus Akademikerhaushalten (30 Prozent) und ähneln vom Bildungshintergrund der Eltern damit Bildungsinländern.

Mobilität gezielt födern

Ähnlich ist das Bild in Österreich: Über alle Studenten gerechnet ergibt sich hierzulande ein sogenanntes „Mobilitätspotenzial“ von 26 Prozent – das sind all jene, die bereits einen Auslandsaufenthalt (Praktikum oder Auslandssemester) absolviert haben oder noch einen planen. Dieses ist seit 2011 von 35 Prozent über 33 Prozent (2015) deutlich gesunken. Besonders hoch ist das Mobilitätspotenzial in der Medizin (45 Prozent) sowie in Veterinärmedizin bzw. Land- und Forstwirtschaft (42 Prozent) sowie in der Wirtschaft an Vollzeit-Fachhochschulstudiengängen (46 Prozent) und öffentlichen Universitäten (35 Prozent).

Dabei kommen Studenten aus einem Haushalt, in dem mindestens ein Elternteil ein Doktorat abgeschlossen hat, auf ein doppelt so hohes Mobilitätspotenzial (35 Prozent) wie Studenten aus einem Elternhaus mit höchstens Pflichtschulabschluss. Schätzen Studenten die Vermögenssituation ihrer Eltern als (sehr) wohlhabend ein, kommen sie auf ein Mobilitätspotenzial von 30 Prozent, bewerten sie diese als (gar) nicht wohlhabend, beträgt das Mobilitätspotenzial nur 21 Prozent.

In der neuen Hochschulmobilitäts- und Internationalisierungsstrategie des Ministeriums will man daher speziell Studenten aus bildungsfernen Haushalten bei Auslandsaufenthalten unterstützen. Dabei sei „neben einer besseren Beratung über Unterstützungsmöglichkeiten vor allem eine stärkere finanzielle Förderung unumgänglich“. Außerdem soll neben dem klassischen Auslandssemester auch das Angebot an kürzeren Mobilitätsformaten ausgebaut werden, etwa studienrelevante Praktika, Exkursionen, Forschungsaufenthalte im Rahmen von Abschlussarbeiten, Sprachkurse, Summer/Winter Schools, Konzerttourneen oder Meisterklassen. Kürzere Formate seien insbesondere für Angehörige unterrepräsentierter Gruppen leichter realisierbar.