Um die gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Feinstaub zu untersuchen, setzten die Forscher gesunde und kranke Atemwegszellen in der Kulturschale verschiedenen Dosierungen von Partikeln aus. Dabei stellten sie bei allen Kulturen einen Anstieg der Zellschädigung fest.
Die Studie
„Sources of particulate matter air pollution and its oxidative potential in Europe“, Nature, 18.11.2020
Doch während bei den gesunden Zellen ein antioxidativer Abwehrmechanismus die Entzündungsreaktionen stoppen konnte, reichte die Abwehrkapazität bei kranken Zellen nicht aus. So könnten sich Krankheiten wie Asthma oder Cystische Fibrose verschlimmern. „Diese Reaktionen reduzieren auch die Fähigkeit der Atemwegszellen, auf einen nachfolgenden viralen oder bakteriellen Angriff entsprechend zu reagieren“, sagt Marianne Geiser von der Uni Bern in einer Mitteilung der Hochschule.
Die Studie zeigte auch, dass Feinstaub mit erhöhtem oxidativem Potenzial die Entzündungsreaktion der Zellen verstärkt. Das oxidative Potenzial ist ein Maß für die schädigende Wirkung des Feinstaubs.
Quellen maßgeblich
Die Forscher sammelten ebenfalls 90 Feinstaubproben an neun Schweizer Standorten und analysierten mithilfe der Zusammensetzung der Partikel deren Quellen und das oxidative Potenzial. Demnach bestand der größte Teil des Feinstaubs aus Mineralstaub und sogenannten sekundären anorganischen Aerosolen wie Ammoniumnitrat und -sulfat. Das oxidative Potenzial des Feinstaubs bestimmten dagegen vor allem sekundäre organische Aerosole, die hauptsächlich aus Holzfeuerungen stammen sowie Metallemissionen aus Bremsen- und Reifenabrieb des Straßenverkehrs.
Die Daten weisen darauf hin, dass Stadtmenschen nicht nur einer höheren Menge an Feinstaub ausgesetzt sind, sondern auch solchem mit höheren oxidativen Potential als die Menschen auf dem Land. Die kausale Verbindung zwischen erhöhtem oxidativen Potenzial und einer Gesundheitsgefährdung sei zwar noch immer nicht eindeutig nachgewiesen, die Ergebnisse würden dafür jedoch einen weiteren Hinweis geben, sagt der Aerosolforscher Kaspar Dällenbach vom Paul Scherrer Institut in einer Mitteilung des Forschungsinstituts.