Biene der Art Amegilla andrewsi sitzt auf einem Finger
Zestin Soh
Zestin Soh
Zoologie

Die erste weltweite Bienenlandkarte

Viele denken bei Bienen als Erstes an Honigbienen, dabei gibt es weltweit rund 20.000 Wildbienenarten. Sie sind wichtige Bestäuber und sorgen dafür, dass jedes Jahr Kräuter, Obst, Gemüse und Früchte wachsen. Forscher und Forscherinnen haben nun erstmals eine globale Bienenlandkarte erstellt. Sie zeigt, wo besonders viele Arten vorkommen.

Mittlerweile ist es still auf den heimischen Wiesen. Noch bis Ende Oktober waren die blauen Holzbienen fleißig unterwegs. Allein in Österreich fliegen über 700 Bienenarten. Weltweit sind es mehr als 20.000. „Das ist eine größere Artenvielfalt als bei den Säugetieren und Vögeln zusammen“, sagt John Ascher von der National University in Singapur.

Wie der Biologe und seine Kolleginnen und Kollegen nun erstmals auf ihrer globalen Bienenlandkarte zeigen, gibt es mehr Arten auf der nördlichen Halbkugel als auf der südlichen. Die größte Vielfalt findet man in trockenen und gemäßigten Gebieten wie der Türkei, Iran sowie den USA – letzteres ist das artenreichste Land weltweit. Auch im Süden Österreichs wird laut den Forschern und Forscherinnen vielfältiger gesummt und gebrummt als in den nördlichen Bundesländern.

Vielfalt hängt mit Pflanzenreichtum zusammen

„Näher betrachtet scheint die Bienenvielfalt vor allem dort groß zu sein, wo es besonders viele Pflanzenarten gibt und weniger Bäume. Deshalb findet man beispielsweise viele Arten im mediterranen Süden Europas“, erklärt die Zoologin Alice Hughes von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.

Karte der Bienenvielfalt weltweit
Orr et al./Current Biology
Je dünkler die Farben, desto größer ist die Artenvielfalt der Bienen

Bisher hatte man einen relativ schlechten Überblick über die Bienenwelt. Der globale Bienenkatalog soll nun helfen, den Verlust von Bienenarten festzustellen und Lebensräume besser zu schützen. „Es gibt von Vögeln und Säugetieren immer mehr Daten über Artenvielfalt. Zu Bienenarten wissen wir noch relativ wenig. Das ist problematisch, weil wir so Gefahr laufen, wichtige Lebensräume zu zerstören“, erklärt die Zoologin.

Oft schlecht dokumentiertes Wissen

Die tausenden Wildbienen leisten einen wichtigen Beitrag bei der Bestäubung von Pflanzen. Im kalten Frühling helfen kälteresistentere Arten beim Bestäuben von Marillenbäumen beispielsweise. „In Thailand werden einige nach Europa exportierte Früchte ausschließlich von dort heimischen Wildbienen bestäubt. Nur wenn wir verstehen, wo bestimmte Arten vorkommen, können wir dafür sorgen, dass ihre Lebensräume erhalten bleiben und bestimmte Pflanzen weiterhin wachsen“, so Hughes. Dabei können auch Gemeinden, Landwirte und Gartenbesitzer einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie beispielsweise vielfältige Wiesenabschnitte und Brachen zulassen.

Für den gut 20.000 Bienenarten umfassenden Katalog haben sich die Forscherinnen und Forscher öffentlich verfügbare Daten aus Museen und Archiven geholt und sich darüber hinaus jahrelang durch alle Studien gewühlt, die jemals zu Bienen verfasst wurden. „Wir waren überrascht, wie wenig Informationen öffentlich verfügbar sind und wie schlecht die Datensätze zum Teil sind. Auch in Europa ist nur wenig von den gesammelten Daten öffentlich einsehbar“, kritisiert Alice Hughes. Die Arbeit der Biologen soll auch das ändern.