Forscher im Labor mit Covid-Impfstoff
Adobe Stock/Robert Kneschke
Adobe Stock/Robert Kneschke
Coronavirus

Auch AstraZeneca-Impfstoff gut wirksam

Mit dem britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca hat ein weiteres Unternehmen positive Daten zu einem Coronavirus-Impfstoff vorgelegt. Das Vakzin verhindere mit im Mittel 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit eine Erkrankung an Covid-19, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Berücksichtigt wurden Daten aus der wichtigen Testphase III bei einmaliger als auch zweifacher Impfung. Die Wirksamkeit der Vakzine von Pfizer/Biontech und Moderna liegt für Doppelimpfungen nach vorläufigen Daten bei rund 95 Prozent. Der AstraZeneca-Impfstoff kann den Angaben zufolge bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad aufbewahrt werden.

Beruht auf Erkältungsvirus

Der gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelte AstraZeneca-Wirkstoff gehörte bereits seit Längerem zu den vielversprechenden Kandidaten: So hatte die EU bereits vorab bis zu 300 Millionen Dosen davon bestellt. Insgesamt haben verschiedene Länder bereits Milliarden Dosen bei AstraZeneca in Auftrag gegeben.

Der Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Das Mittel wirkt zweifach: Es soll sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen fördern – beide sind für die Immunabwehr wichtig.

Anders als die Impfstoffe der deutschen Firma Biontech und des Pharmakonzerns Pfizer sowie der US-Firma Moderna gehört das britisch-schwedische Präparat nicht zu den mRNA-Impfstoffen.

Wirkt auch bei Älteren gut

Die Oxford-Forscher hatten erst kürzlich im Fachmagazin „The Lancet“ berichtet, dass ihr Impfstoff in klinischen Tests der Phase II auch bei Älteren gut wirke. In der Phase-II-Studie habe es bei Teilnehmern sowohl unter als auch über 56 Jahren eine gute Immunantwort gegeben, schrieb das Team.

Das Vakzin sei von Älteren sogar besser vertragen worden als von Jüngeren. Den Angaben zufolge waren rund 240 der 560 gesunden Studienteilnehmer über 70 Jahre alt. Ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf.

Niedrigere Dosierung bietet höheren Schutz

Der Leiter der Impfstoffgruppe der Universität Oxford, Andrew Pollard, bewertete die am Montag vorgestellten Studienergebnisse zur Phase III als „verblüffend“. Der Impfstoff biete bei einer niedrigeren Dosierung einen höheren Schutz – um das zu verstehen, sei noch mehr Arbeit nötig, sagte Pollard am Montag dem Sender BBC. „Ich denke, das ist ein wirklich aufregendes und verblüffendes Ergebnis, mit dem wir uns weiter befassen müssen.“

Eine Zwischenanalyse der zulassungsrelevanten Studie mit dem Impfstoff hatte ergeben, dass der Impfstoff eine Wirksamkeit von 90 Prozent zeigt, wenn er zunächst mit einer halben Dosis gefolgt von einer vollen Dosis im Abstand von mindestens einem Monat verabreicht wurde. Ein anderes in der Studie getestetes Dosierungsschema zeigte eine Wirksamkeit von 62 Prozent, wenn zwei volle Dosen im Abstand von mindestens einem Monat geimpft wurden. Die kombinierte Analyse beider Dosierungsschemata ergab eine durchschnittliche Wirksamkeit von 70 Prozent.

AstraZeneca-Chef Pascal Soriot sagte, die niedrigere Dosierung biete einen großen Vorteil, da dadurch mehr Menschen schneller geimpft werden könnten. Das niedrigere Impfschema von 1,5 Dosen sei zudem noch besser vertragen worden, erklärte Forschungschef Mene Pangalos. Gespräche mit der für die US-Zulassung zuständigen Gesundheitsbehörde FDA sollen noch diese Woche beginnen.

Robuster und leichter handzuhaben

Ein Vorteil des britisch-schwedischen Mittels: Anders als etwa das Pfizer-Präparat kann der AstraZeneca-Impfstoff bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad transportiert und aufbewahrt werden. "Auch wenn die Effektivität insgesamt ein wenig geringer erscheint als mit mRNA-Impfstoffen, hat AZD1222 einen großen Vorteil: Er ist robust und einfach in der Handhabung, quasi die „Arbeitsbiene" unter den potenziell verfügbaren Impfstoffen gegen Covid-19“, erklärte der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner. Das mache es einfacher, ihn auch in Ländern mit weniger Ressourcen für aufwendige Kühlketten einzusetzen.