Rinderherde unter bewölktem Himmel
APA/dpa
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Umwelt

Luftqualität in Europa bessert sich

Die Menschen in Europa haben in den vergangenen Jahren zunehmend sauberere Luft eingeatmet. Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur ging u. a. die Menge an Feinstaub zurück – und deshalb starben 2018 knapp 60.000 Menschen weniger vorzeitig als 2009.

Dennoch leiden nahezu alle Europäerinnen und Europäer an Luftverschmutzung, wie die EEA in einem am Montag veröffentlichten Bericht schreibt. Durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon sterben demnach mehr als 400.000 Menschen vorzeitig pro Jahr, darunter Tausende in Österreich.

Weniger Schadstoffe bei Transport und Energie

Einen wesentlichen Grund für die höhere Luftqualität sehen die EEA-Experten in einer Verringerung der Emissionen in Schlüsselsektoren wie dem Verkehr und der Energieversorgung. Beim Transport sei der Ausstoß von Schadstoffen wie Stickoxid seit dem Jahr 2000 trotz einer gesteigerten Mobilitätsnachfrage und der damit verbundenen Zunahme der Treibhausgasemissionen klar zurückgegangen. Auch im Energiesektor seien die Emissionsverringerungen beachtlich. Mehr getan werden müsse dagegen in der Landwirtschaft und beim Heizen.

„Die EEA-Daten belegen, dass Investitionen in bessere Luftqualität eine Investition in bessere Gesundheit und Produktivität für alle Europäer sind“, erklärte EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx. Auch EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius sprach von guten Nachrichten. Er wies jedoch darauf hin, dass es noch eine andere Seite der Medaille gebe: „Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle in Europa aufgrund von Luftverschmutzung ist immer noch viel zu hoch.“ Dies dürfe nicht ignoriert werden.

Dennoch über 400.000 vermeidbare Todesfälle

Wie aus dem am Montag veröffentlichten jährlichen EEA-Bericht hervorgeht, starben 2018 immer noch rund 417.000 Menschen in 41 europäischen Staaten vorzeitig an der Belastung mit Feinstaub (PM2.5). Darunter waren knapp 379.000 Menschen in der EU, zu der in dem Jahr auch noch Großbritannien zählte, und davon allein 6.100 in Österreich. Hinzu kommen in den 41 Ländern insgesamt 55.000 vorzeitige Todesfälle in Verbindung mit Stickstoffdioxid (NO2) und weitere 20.600 durch bodennahes Ozon (O3), darunter 790 beziehungsweise 420 in Österreich.

Während sich diese Todesziffer europaweit beim NO2 im Vergleich zu 2009 mehr als halbiert hat, ist sie beim Ozon um ein Fünftel angestiegen.

Die Problemkinder beim Feinstaub befinden sich weitgehend in Osteuropa, wo weiter vergleichsweise viel mit Holz und Kohle geheizt wird. Sechs EU-Staaten übersteigen die EU-Grenzwerte, und zwar Bulgarien, Italien, Kroatien, Polen, Rumänien und Tschechien. Nur in Estland, Finnland, Island und Irland sind diese Werte unter den empfohlenen Werten der Weltgesundheitsorganisation WHO, die noch einmal strenger als diejenigen der EU sind.

Vor allem Stadtbewohner betroffen

Legt man die WHO-Werte zugrunde, dann müssen vor allem städtische Bevölkerungen weiter mit zu hohen Schadstoffbelastungen klarkommen. Drei von vier EU-Bürgern in urbanen Gebieten sind laut EEA einer Feinstaubbelastung oberhalb der WHO-Empfehlung ausgesetzt. Beim Ozon ist es so gut wie jeder Stadtbewohner.

Generell ändern sich die Schadstoffkonzentrationen von einem Jahr zum nächsten nicht sehr deutlich. Gegen die Schadstoffe werde jedoch bereits eine Menge getan, sagte der Hauptautor des Berichts, Alberto González Ortiz: In osteuropäischen Staaten werde beispielsweise bereits vielerorts auf weniger luftverunreinigende Brennstoffe umgestellt. Auch beim Heizen und bei der Mobilität gebe es zahlreiche Möglichkeiten, die man im Zuge der Erholung von der Coronavirus-Pandemie umsetzen könne.

Lockdowns sorgten für bessere Luft

Apropos Covid-19: Die Pandemie und mit ihr verbundene Lockdowns haben laut EEA für eine bessere Luftqualität gesorgt. Manche Schadstoffe hätten sich vorläufigen Daten zufolge in vielen europäischen Ländern um bis zu 60 Prozent verringert. Die Stickstoffdioxid-Konzentration im April 2020 während der ersten Hochphase der Coronavirus-Krise sei etwa in Österreich um über 30 Prozent geringer gewesen als erwartet, in Ländern mit weitreichenden Lockdowns wie Spanien, Frankreich und Italien waren diese Verringerungen noch deutlich stärker.

Auf dem Weg zu einer besseren Luft hält die EEA die weitere Umsetzung von Umwelt- und Klimamaßnahmen für einen Schlüsselfaktor. Um die Gesundheit der Menschen in Europa und auch die Umwelt vollständig zu schützen, müsse man die Luftverschmutzung weiter verringern und die Qualitätsstandards stärker an die Empfehlungen der WHO anpassen, wurde Umweltkommissar Sinkevicius von der EU-Behörde zitiert.