Tasse Kakao und einge Bohnen Rohkakao auf einem Holztisch
Dmitrii – stock.adobe.com
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Ernährung

Studie: Kakao macht schlau

Rohkakao verbessert die Sauerstoffbilanz des Gehirns und steigert die geistige Leistungsfähigkeit – das zeigt ein Experiment britischer Forscherinnen. Ein Grund, mehr Schokolade zu essen? Leider nein, sagt die Studienautorin.

Die sogenannten Flavonole, von denen die Ernährungswissenschaftlerin Catarina Rendeiro in einer Studie berichtet, hat die Wissenschaft schon lange auf der Liste vielfältig einsetzbarer Naturheilmittel. Die nebst Kakao auch in Obst, Gemüse und Tee enthaltenen Substanzen sind gut für die Blutgefäße, sie schützen vor Bluthochdruck, Arteriosklerose und möglicherweise auch vor Demenzkrankheiten. Derlei Studienresultate stützen sich allerdings häufig auf Befragungen zu Ernährungsgewohnheiten bzw. auf Statistiken über lange Zeiträume.

Weshalb Rendeiro jetzt ein Experiment durchgeführt hat, das deutlich engmaschiger geknüpft war: Sie bat 18 Probanden im Alter von 18 bis 40 Jahren ins Labor und führte bei ihnen einen Stresstest durch, den Mediziner normalerweise verwenden, um etwas über den Zustand der Blutgefäße im Gehirn zu erfahren. Wenn Menschen Luft mit hohem CO2-Gehalt einatmen, dann reagiert das Gehirn mit gesteigerter Durchblutung – sofern es gesund ist.

Experiment mit schlechter Atemluft

Dass Rendeiros Testpersonen allesamt fit waren und somit auf das zusätzliche CO2 in der Atemluft adäquat reagieren würden, hatte sie schon vorher sichergestellt. Sie wollte durch den Stresstest etwas anderes erfahren. Lässt sich die Anpassungsfähigkeit des Gehirns verbessern?

Hier kommen die Flavonole ins Spiel. Rendeiro gab ihren Probanden nämlich vor dem Versuch einen Kakaodrink (oder ein Flavonol-freies Placebo) und beobachtete dann mit Hilfe einer bildgebenden Methode, was im Gehirn passierte. Resultat: Unter Einfluss der im Kakao enthaltenen Substanzen „stieg der Sauerstoffgehalt im Gehirn nicht nur schneller an, er stieg auch drei Mal so hoch wie in der Vergleichsgruppe. Das ist ein sehr deutlicher Unterschied, den ich so nicht erwartet hätte“, sagt Rendeiro im Gespräch mit science.ORF.at.

Ebenfalls überraschend war, dass sich dieser Unterschied messbar auf die Denkleistung auswirkte, mit Favonol im Blut waren die Probanden bei einem Wahrnehmungstest um elf Prozent schneller als ohne. Der Effekt zeigte sich allerdings nur, wenn die Aufgabe einen gewissen Schwierigkeitsgrad überschritt, betont Rendeiro. „Das spricht dafür, dass die Flavonole nur dann helfen, wenn das Gehirn wirklich gefordert ist – jedenfalls bei jungen Menschen. Möglicherweise setzt der leistungssteigernde Effekt bei Älteren bereits früher ein.“ Laut Studie hält die Wirkung rund drei bis vier Stunden an. Dann fallen die Werte wieder auf Normalniveau.

Flavonol-Gehalt von Schokolade unklar

Was bedeutet das für unsere Ernährung – sollten wir mehr Schokolade essen? Rendeiro lässt durchblicken, dass ihr dieser Gedanke nicht unangenehm wäre. Eindeutig fällt ihre Antwort dennoch aus: „Nein. Wir nehmen mit Schokolade jede Menge Fett und Zucker zu uns, das ist das Eine. Zum anderen werden die Flavonole bei der Verarbeitung von Kakaopulver leider häufig zerstört, Angaben über den Flavonol-Gehalt in Schokolade sind bei Herstellern bisher nicht üblich.“

Eine Untersuchung britischer Forscher und Forscherinnen kam vor ein paar Jahren zu dem Ergebnis: Dunkle Schokolade ist grundsätzlich besser als Milchschokolade, doch der angegebene Kakaoanteil sagt wenig über die vorhandenen Flavonole aus. Rendeiro rät daher, sich die tägliche Dosis anderswo zu holen, bei Weintrauben, Äpfeln, Gemüse oder ab und zu bei einem Gläschen Rotwein. Das beherzige sie auch selbst. „Meine Ernährung ist ok, ich nehme die richtigen Lebensmittel zu mir. Schokolade esse ich auch – aber aus anderen Gründen.“