Triaszeit

Fossiler Kot als Fenster in die Erdgeschichte

Fossiler Kot und hochgewürgte Nahrungsreste ermöglichen Einblick in die Lebensweise von Tieren vor 220 Mio. Jahren. Die Exkremente aus der Triaszeit der Nördlichen Kalkalpen stammen von Meeresfischen. Schalenreste in Speiballen und Fischschuppen im Kot geben dabei Auskunft über die Ernährung der Tiere.

Der Paläontologe Alexander Lukeneder vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien hat für die nun in „Scientific Reports" erschienene Studie gemeinsam mit polnischen Kollegen 220 Millionen Jahre alten fossilen Kot sowie Speiballen aus den Reingrabener Schiefern Niederösterreichs mit verschiedenen Methoden analysiert. Das Material stammte nicht nur aus der Sammlung des NHM Wien, sondern wurde von Citizen Scientists neu entdeckt.

Fossiler Kont
NHM Wien / A. Lukeneder
Fossiler Kot

In den fossilen Speiballen fanden sich hunderte zerbissene Schalen von Ammoniten und Armhäkchen von Tintenfischen. Diese konnten vom Räuber nicht verdaut werden und wurden wieder ausgewürgt. Die Wissenschaftler ordneten diese Nahrungsreste Acrodus zu, einem ein Meter großen Meeresfisch der Triaszeit. „Es handelt sich dabei um einen marinen, haiähnlichen Knorpelfisch, der alle Ammoniten und Tintenfische jagte“, so Lukeneder in einer Aussendung des NHM.

Nicht verdauliche Teile

Diese Beutetiere schwammen nahe am Meeresboden und im offenen Meer. Das besonders angepasste Gebiss von Acrodus mit flachen Zähnen erlaubte es dem Fisch, die hartschalige Beute zu knacken und zu verschlingen. Aber er konnte sie nicht vollständig verdauen und die störenden Schalenreste wurden wieder hochgewürgt. Die Funde legen den Forschern zufolge nahe, dass sich das als Durophagie bezeichnete Fressen hartschaliger Tiere erst in der Triaszeit durchsetzte und damit die Ökosysteme revolutionierte.

Der Hauptteil der untersuchten Fossilien sind Kotreste von kleineren Fischen wie den Strahlenflossern Gigantopterus, Saurichthys oder Polzbergia, die in großen Schwärmen den Tethys-Ozean bevölkerten. Diese fraßen offensichtlich andere Fische, wie tausende Fischschuppen in ihrem Kot belegen.

Lukeneder verweist auf das unerwartete Potenzial von fossilem Kot und Speiballen für die Rekonstruktion von Lebensweise, Ökologie und Ernährungsstrategien vieler Meeresbewohner der Triaszeit. Das NHM zeigt die fossilen Fische und deren Exkremente nach der coronabedingten Schließung im Saal 8.