Das Insekt des Jahres 2021: Die Dänische Eintagsfliege Ephemera danica
Wolfgang Kleinsteuber
Wolfgang Kleinsteuber
Entomologie

Dänische Eintagsfliege ist Insekt des Jahres

Sie sind älter als die Dinosaurier – nun wird eine der Eintagsfliegen als Insekt des Jahres besonders gewürdigt: die Dänische Eintagsfliege (Ephemera danica).

Ihr Lebenszyklus mache die Eintagsfliegen einzigartig, sagte Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Entomologischen Instituts im deutschen Müncheberg und Vorsitzender des Kuratoriums, am Freitag auf einer Online-Pressekonferenz. Die Dänische Eintagsfliege ist ein bis zwei Zentimeter lang, hat auffällige schwarze Flecken und einen etwas trügerischen Namen: Denn während Eintagsfliegen als Fluginsekt nach etwa zwei bis vier Tagen sterben, umfasst ihr Lebenszyklus im Durchschnitt rund zwei Jahre im Larvenstadium. Als Larven machen Eintagsfliegen laut Schmitt bis zu 30 Häutungen durch – so viele wie keine andere Insektengruppe. Die meisten anderen Insekten häuteten sich nur vier bis acht Mal.

Ein Leben für die Fortpflanzung

Das kurze Leben als Eintagsfliege dient dann tatsächlich nur der Fortpflanzung: „Das Vollinsekt ist nur da für Sex und Eierlegen.“ Denn die fertig entwickelte Eintagsfliege habe weder Mundwerkzeuge noch einen funktionsfähigen Darm. Bis sich die abgelegten Eier zur Nachfolgegeneration entwickeln, dauere es hingegen ziemlich lange – wobei die meisten Eier ohnehin gefressen würden, ehe es überhaupt zur Entwicklung der Junglarven komme.

Und wie lassen sich Eintagsfliegen von „normalen“ Fliegen unterscheiden? Bei einer normalen Fliege seien die hinteren Flügel zu „Schwingkölbchen“ reduziert, erläuterte Schmitt. Bei der Eintagsfliege sei das nicht der Fall, wenn die Hinterflügel auch sehr viel kleiner als die Vorderflügel seien. Zudem hätten die Eintagsfliegen am Hinterleib drei längere Fortsätze.

Nach der finalen Häutung bleiben dem Insekt nur wenige Tage für die Paarung und Eiablage.
Wolfgang Kleinsteuber

Fliegen wiederum hätten „wunderbar funktionierende Mundwerkzeuge“. Wer eine lästige Fliege erschlagen will, kann also prüfen, ob sie nicht ohnehin eine äußerst begrenzte Lebenserwartung hat. Denn trotz des ähnlichen Namens: „Eintagsfliegen sind näher mit Libellen verwandt als mit Fliegen“, sagte Schmitt.

Eintagsfliegen existieren den Angaben zufolge seit rund 355 Millionen Jahren. "Plakativ kann man sagen: „Als die Dinosaurier aufgeblüht sind, waren die Eintagsfliegen schon wieder auf dem absteigenden Ast“, erläuterte Schmitt. Auch wenn Eintagsfliegen im Gegensatz zu den Dinosauriern bis in die Gegenwart ihr kurzes Leben leben. In Mitteleuropa gibt es heute etwa 140 Arten.