Gefrorenes Blutplasma eines Covid-Patienten
AFP/JAIME REINA
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Covid-19

Plasmatherapie nützt bei Immunschwäche

Man hat große Hoffnung in die Behandlung von Covid-19-Patientinnen und -Patienten mit dem Blutplasma bereits Genesener gesetzt. Mittlerweile weiß man, dass diese Therapie vor allem jenen hilft, die eine Immunschwäche haben. Darüber hinaus ist die Studienlage uneindeutig.

Rund zweihundert Patientinnen und Patienten wurden bisher in Österreich mit Rekonvaleszenten Plasma behandelt. Im Blutplasma von Genesenen sind neutralisierende Antikörper, die das Virus daran hindern in die Zelle einzudringen, erklärt Gerda Leitner, die die Wiener Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin leitet. Die zugeführten Antikörper sollen den Verlauf der Krankheit abmildern und die Genesung beschleunigen.

Bei Immunmangel hilfreich

Man geht davon aus, dass die Gabe von Blutplasma vor allem zu Beginn der Erkrankung helfen kann. Ausgewertete Studien gebe es dazu aber noch keine. „Was ziemlich unbestritten scheint ist, wenn jemand eine angeborene oder auch einen erworbenen Immunmangel hat, dass es da Sinn macht.“, sagt Leitner. Eine kürzlich erschienen Studie konnte keine Wirkung der Blutplasmatherapie nachweisen. Die damit behandelten Patientinnen und Patienten seine aber bereits schwer erkrankt gewesen, so die Medizinerin.

In der Universitätsklinik Graz behandle man nur Patientinnen und Patienten mit dem Plasma von Rekonvaleszenten, die einen schweren Immunmangel haben, erzählt Peter Schlenke, Leiter der Grazer Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin. „Wir glauben den größten Behandlungserfolg bei den Patienten zu haben, die selbst nicht in der Lage sind Antikörper spezifisch gegen das SARS-CoV-2 Virus zu bilden.“

Auch gebe man das Blutplasma gleich zu Beginn der Erkrankung bzw. sobald die Patientinnen und Patienten in die Klinik kommen, sagt Schlenke und verweist auf eine klinische Studie, die an der US-amerikanischen Majo Klinik durchgeführt wurde. Demnach kann die Sterblichkeit durch die frühe Gabe von Rekonvaleszenten Plasma gesenkt werden. „Dort wo ein Multiorganversagen oder eine Sepsis vorhanden ist, also weitere Infektionen durch Bakterien oder Pilze, oder der Lungenschaden schon gesetzt ist, dort erwarten wir von der Behandlung durch Rekonvaleszenten-Plasma keinen großen Effekt mehr.“

Studien sind in Arbeit

Um endgültig beurteilen zu können, für wen und zu welchem Zeitpunkt eine Blutplasmatherapie geeignet ist, brauche es noch mehr randomisierte Studien, sagt Gerda Leitner. Diese seien aktuell in Arbeit. Beispielsweise wird jede Behandlung mit Blutplasma in Österreich detailliert in einer europäischen Datenbank dokumentiert. „Alles anfänglich waren natürlich Fallberichte“, so die Medizinerin. „Wenn der Patient erkrankt und ich dringend helfen möchte, kann ich nicht an Studien denken, da muss ich mir überlegen, was mache ich als Therapie. Das heißt das kommt schön langsam.“

Dem stimmt Peter Schlenke zu. Man könne aus Fallserien nicht die medizinisch notwendige Evidenz ableiten, um die Blutplasmatherapie zum Standard zu erklären. „Wir sind bei der Rekonvaleszenten-Plasmagabe immer noch im experimentellen Bereich.“ Jedoch habe man in den letzten Monaten viel dazugelernt. Zwar gebe es immer noch keine eindeutige Antwort, wie man Covid-19-Patientinnen und Patienten richtig behandle, bei einer Immunschwäche scheint sich die Blutplasmatherapie aber zu bewähren.