Eine Ampel
APA/dpa
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Umwelt

Biodiversitätsampel zeigt viel Rot

Ein „Barometer zur Biodiversitätspolitik in Österreich“ hat der Biodiversitätsrat am Freitag präsentiert. Das Gremium ortet zwar „einzelne gute Ansätze“ im Kampf gegen das Artensterben, aber auch „große Versäumnisse“.

Das mit Ampelfarben arbeitende Messinstrument zur Bewertung der Biodiversitätspolitik zeigt daher „viel Rot“, wie Vertreter des Rats betonten.

Grün für Ministerium und Regierungsvorhaben

Das aus Wissenschaftlern und Expertinnen aus Bereichen wie Naturschutz und Landschaftsplanung zusammengesetzte Expertengremium hat in insgesamt 18 Punkten analysiert, wie gut die politischen Pläne das Artensterben und den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten können. Das Leitungsteam des Rats betont, dass die Krise des Biodiversitätsverlustes nicht an Dynamik verloren habe, auch wenn derzeit die Coronavirus-Pandemie im Vordergrund stehe: „Die Vielfalt der Arten und Ökosysteme nimmt weltweit und insbesondere auch in Österreich weiterhin drastisch ab, eine Trendumkehr ist noch in weiter Ferne.“ Aus diesem Grund fordert der Biodiversitätsrat den Nationalrat auf, die „Biodiversitätskrise“ zu erklären und damit deren Eindämmung als „politische Herausforderung höchster Priorität“ anzunehmen.

In der Analyse lobend erwähnt wird, dass die Biodiversität in der Politik stärker in den Fokus gerückt sei. So hat die Schaffung eines eigenen Umweltministeriums den einzigen Grünen Punkt auf der Biodiversitäts-Ampel bekommen. Lobend erwähnt wird von den Expertinnen und Experten, dass das Koalitionsübereinkommen der aktuellen Regierung erstmals ein Kapitel zum Thema „Artenvielfalt erhalten – Natur schützen“ beinhaltet. Dennoch orten sie „nur vereinzeltes Aufkeimen von Grün“. Vorhaben wie eine ökosoziale Steuerreform oder der Biodiversitätsfonds würden zwar in die richtige Richtung weisen, seien aber noch zu wenig ambitioniert.

Täglich 13 Hektar Fläche versiegelt

„Die Anstrengungen müssen sich hier noch vervielfachen“, erklärte der Ökologe Franz Essl von der Universität Wien. So sei der im Vorjahr mit fünf Mio. Euro dotierte Biodiversitätsfonds viel zu gering ausgestattet. Hier sei mindestens eine Milliarde Euro jährlich nötig, um das Funktionieren der Ökosysteme zu sichern und den Verlust an Biodiversität zu bremsen, „und auch das ist auf Basis einiger Studien sehr knapp bemessen“, so Essl.

Für die Politikwissenschaftlerin Alice Vadrot von der Universität Wien „reichen die bisherigen Maßnahmen bei weitem nicht aus“. Bei Themen wie dem Flächenverbrauch oder der Industrialisierung der Landwirtschaft könne von einer Trendumkehr keine Rede sein, betonte der Zoologe Christian Sturmbauer von der Universität Graz. Noch immer würden in Österreich täglich 13 Hektar Fläche versiegelt, „und eine national koordinierte Raumplanung ist nicht in Sicht“.

Zudem fordert der Biodiversitätsrat, dass die Auswirkungen von Investitionen und Gesetzen auf die Biodiversität überprüft werden, „beim Klima-Check ist dies ja bereits gelungen“, so Vadrot. Es gehe darum, „jetzt ambitioniert gegenzusteuern, um diese Kurve abzuflachen“, so die Politikwissenschafterin. Das „Barometer zur Biodiversitätspolitik in Österreich“ wurde im Rahmen des jährlichen „Forums Biodiversität und Ökosystemleistungen“ vorgestellt, das am Freitag online stattfindet.