Labor: Forscherin mit Nasen-Mund-Schutz hält eine Ampulle
motortion – stock.adobe.com
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Impfstoff-Studie lässt Fragen offen

Forscher der Universität Oxford haben die klinische Prüfung ihres Covid-19-Impfstoffes nun in einer Fachzeitschrift publiziert. Die Studie bestätigt die Sicherheit des Vakzins – was die Schutzwirkung betrifft, bleiben allerdings Fragen unbeantwortet.

Die im Fachblatt „The Lancet“ veröffentlichten Ergebnisse untermauern weitgehend die Daten, die die britische Universität und der schwedische Pharmakonzern Astrazeneca schon im November vorgelegt hatten. Bisher erwies sich die Impfung, die in Großbritannien, Brasilien und Südafrika getestet wird, als sicher: Nur drei der knapp 24.000 Teilnehmer entwickelten im Untersuchungszeitraum schwere Nebenwirkungen, bei denen allerdings unklar ist, ob sie vom Impfstoff stammen.

Einer der Teilnehmer zählt zur Kontrollgruppe, die die Covid-19-Impfung nicht erhalten hatte. Bei einem zweiten ist die Zugehörigkeit unklar. Alle drei seien genesen oder auf dem Weg der Besserung, hieß es.

Halbe Dosis, stärkere Wirkung?

Die Daten zur Wirksamkeit beruhen den Angaben zufolge nur auf Daten von 11.600 Probanden, die zur Sicherheit auf Daten von knapp 24.000. Die bisherige Schutzwirkung hängt der Auswertung zufolge stark von der Dosis ab: Von jenen 4.440 Teilnehmern, die zwei volle Dosen bekommen hatten, erkrankten 27 an Covid-19, was 0,5 Prozent entspricht. In der ähnlich großen Kontrollgruppe waren es 71 (1,6 Prozent). Daraus errechnet sich ein Schutzeffekt von 62 Prozent.

Bei den deutlich weniger Teilnehmern, die versehentlich zunächst eine halbe und erst beim zweiten Mal die volle Dosis bekamen, betrug der Schutz dagegen 90 Prozent: In der tatsächlich geimpften Gruppe erkrankten drei von knapp 1.367 Menschen (0,2 Prozent), in der ähnlich großen Kontrollgruppe waren es 30 (2,2 Prozent).

Allerdings war in diesem Teil der Impfung kein Teilnehmer älter als 55 Jahre. Und auch bei jenen Probanden, die zwei volle Dosen erhielten, lassen sich kaum Aussagen zu älteren Menschen treffen, denn hier erkrankten nur insgesamt fünf Menschen über 55 Jahren. Unklar bleibt jedenfalls, warum die Schutzwirkung bei niedriger Dosierung höher ist. Dies werde „weitere Forschung erfordern, sobald mehr Daten aus der Studie verfügbar werden“, heißt es in „The Lancet“.

Modifiziertes Virus

Zur Dauer des Schutzeffekts können die Forscher bisher noch keine Angaben machen. Der Impfstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Schimpansen-Erkältungsvirus und enthält Genmaterial eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger SARS-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Das Mittel soll sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen fördern – beide sind für die Immunabwehr wichtig. Insgesamt haben weltweit Länder bereits Milliarden Dosen bei Astrazeneca geordert.