Eine ähnliche Struktur am Nordhimmel, der sogenannte Nordpolar-Sporn, wurde schon in den 80er Jahren beschrieben. Bisher vermutete man, dass er von einer nahen Supernova-Explosion stammen könnte. Zusammengenommen zeigten die Nord- und Süd-Struktur aber nun, dass die Ursache wohl eher im Zentrum der Galaxie liegt, berichten Forscher im Fachblatt „Nature“. Die beiden Gasblasen erinnern in ihrer Form an eine Sanduhr unter- und oberhalb der galaktischen Scheibe.
„Die wahrscheinlichste Erklärung für diese enormen Gebilde ist, dass vor einigen zehn Millionen Jahren unfassbar viel Energie aus dem galaktischen Zentrum in die heiße Gashülle um unsere Galaxie ausgestoßen wurde, was eine schnelle, große Schockwelle ausgelöst hat", sagt eRosita-Projektleiter Thomas Mernik. „Welches Ereignis dahinter steckt, ist noch nicht ganz geklärt. Möglicherweise handelte es sich um einen Ausbruch des Schwarzen Lochs, um das unsere Milchstraße kreist.“
Kartierung des Himmelszelts
"Dank seiner Empfindlichkeit sowie Energie- und Winkelauflösung kann „eRosita" den gesamten Röntgenhimmel mit bisher unerreichter Tiefe kartieren und so auch die südliche Blase eindeutig nachweisen“, sagt Michael Freyberg vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik. Das Röntgenteleskop durchmustert alle sechs Monate den gesamten Himmel. Die Daten ermöglichen es den Wissenschaftlern, nach großräumigen Strukturen zu suchen.

Eine russische Trägerrakete mit „eRosita“ und einem russischen Teleskop an Bord war im Juli 2019 vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All gestartet. Seitdem sendet das Teleskop Daten. Daraus entstehen Himmelskarten, die das Universum und seine Entwicklung abbilden.
Die Astronomen gehen davon aus, dass sie mit „eRosita“ rund 100.000 Galaxienhaufen sowie mehrere Millionen aktive Schwarze Löcher in den Zentren der Galaxien finden werden. Weil Licht von fernen Galaxien lange unterwegs ist, kann das Teleskop bis zu sechs Milliarden Jahre zurückblicken.