KÜnstlerische Darstellung: Die Riesenrakete SLS auf einer Startrampe
NASA/Marshall Space Flight Center
NASA/Marshall Space Flight Center
Vorschau

Die Raumfahrt-Highlights 2021

Silvesterraketen sind heuer großteils verboten gewesen, die großen Raketen der Raumfahrtkonzerne nehmen aber bereits Aufstellung: In Cape Canaveral, Kasachstan und Kourou laufen die Vorbereitungen für die Missionen des neuen Jahres. Destinationen: Mond, Mars und die Internationale Raumstation (ISS).

Seit zwei Jahrzehnten ist die Internationale Raumstation nun ununterbrochen bemannt. Und während die einen bereits über ihr Ende nachdenken, will Russland die Station erweitern. „Die Russen haben in der Tat noch Module, die sie planen hochzuschicken“, verriet der ehemalige Leiter des europäischen Astronautencorps Gerhard Thiele. „Wenn ein Partner eine Vorstellung hat, die ein echter Zugewinn für die Station wäre, kann er die Station durch das eine oder anderen Modul ergänzen – und sie wird weiter wachsen.“

Und so will die russische Raumfahrtagentur im April – nach jahrelangen Verzögerungen – endlich ein Forschungsmodul namens Nauka (Dt.: Wissenschaft) an die Station koppeln.

3-D.Modell: das russische Raummodell Nauka im All
NASA
ISS-Erweiterung: das Raummodul Nauka

Dieses Ziel hat auch der US-amerikanische Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing vor Augen. Nur: Beim unbemannten Jungfernflug seines „Starliners“ 2020 hatte die Kapsel noch nicht einmal die ISS erreicht; von Koppeln ganz zu schweigen. Im neuen Jahr will Boeing einen neuen Anlauf wagen. Dann will die Firma das leisten, was SpaceX bereits seit Monaten vormacht: die ISS nicht nur mit Nachschub zu versorgen, sondern auch mit Astronauten. „Diese Vielfalt, die da entsteht, ist erst einmal eine gute Entwicklung“, sagte der frühere Astronaut der Europäischen Weltraumagentur (ESA), Thomas Reiter. „Es sind alles Firmen, die sehr solide sind und die technische Expertise haben.“

Der Traum vom All

Das würde auch gerne die Sierra Nevada Corporation schaffen. Das Unternehmen will 2021 erstmals seinen geflügelten Raumgleiter Dream Chaser auf einen unbemannten Versorgungsflug zur ISS schicken. „Der Dream Chaser jagt einen Traum“, so Timo Stuffler vom Weltraumkonzern OHB System in München (der an dem Projekt beteiligt ist) mit Bezug auf den Namen des Raumschiffs. „Und der Traum ist, einen Zugang zum All zu haben, der kommerziell bezahlbar ist.“ „Zum All“ heißt in diesem Fall: in den niedrigen Erdorbit, in dem sich auch die ISS befindet.

Für Flüge tiefer hinaus ins All ist nach wie vor die US-Raumfahrtbehörde (NASA) zuständig. Und so soll im neuen Jahr erstmals die neue Riesenrakete SLS abheben. Das Space Launch System werde es mit den Saturn-V-Raketen der 60er und 70er Jahre aufnehmen können, sagte Kimberly Robinson vom Marshall Space Flight Center der NASA in Huntsville, Alabama. „Es ist die schubstärkste Rakete, die je gebaut worden ist.“

Künstlerische Darstellung: SLS, die Riesenrakete der NASA, auf einer Startrampe
NASA
Think Big: Die Riesenrakete SLS

Die „Orion“-Kapsel mit den Astronauten wird ganz oben auf der Rakete sitzen. Beim ersten Flug einmal um den Mond herum wird sie aber noch unbemannt sein. Eigentlich sollten SLS und „Orion“ bis 2024 US-Amerikaner zurück auf die Mondoberfläche bringen. Das kann die NASA jetzt etwas relaxter angehen. Der neuen Administration von US-Präsident Joe Biden reicht das auch noch bis 2028.

Bis dahin dürfte wohl auch endlich Indien als vierte Nation auf dem Mond gelandet sein. Im abgelaufenen Jahr zerschellte die Sonde „Chandrayaan-2“ beim Aufprall auf der Mondoberfläche. 2021 will Indien es erneut probieren: Wahrscheinlich im März soll „Chandrayaan-3“ starten und noch einmal versuchen, heil auf dem Mond aufzusetzen.

Geburtstag auf dem Mars

Den Mars dagegen haben andere Nationen für 2021 im Visier. Im Juli haben die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) erstmals eine Raumsonde Richtung roter Planet geschickt. Pünktlich zum 50. Jahrestag der Staatsgründung 2021 soll die Sonde ihr Ziel erreichen – Geburtstag auf dem Mars.

Zur Geburtstagsparty eingeladen sind auch die USA und China. Denn auch diese beiden Raumfahrtnationen wollen im Frühjahr ihren Zielplaneten erreichen – eine Premiere für China; Routine für die USA. „Wir wissen mittlerweile, wo der Mars früher bewohnbar war“, betonte Jim Watzin, der Chef des Marsexplorationsprogramms der NASA. „Unser Rover soll genau dorthin fahren“ – nämlich zu einstigen hydrothermalen Quellen und zu ausgetrockneten Flussbetten. Dort wird er bohren. „Denn wir wollen unbedingt Proben von unterhalb der Oberfläche bekommen“, ergänzte der US-Wissenschaftler.

In tieferen Schichten könnten die Überreste fossilen Lebens konserviert sein. Deswegen soll „Perseverance“ nicht nur einmal sein Glück versuchen. Vielmehr wird der Rover seinem Namen – „Ausdauer“ – Ehre machen. Bis zu 40-mal soll er seinen Bohrer ausfahren und Proben entnehmen, die eine spätere Mission dann irgendwann zur Erde fliegen wird. Viel los im Sonnensystem also, im neuen Weltraumjahr 2021.