Künstlerische Darstellung: Asteoird schlägt auf der Erdoberfläche ein
@nt – stock.adobe.com
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Asteroiden

Schutz vor Gefahren aus dem All

In unserem Sonnensystem gibt es Milliarden von Asteroiden und somit auch die Gefahr, dass einer davon der Erde eines Tages wieder gefährlich nahekommen wird. Um ihr nicht hilflos ausgeliefert zu sein, haben die US-Raumfahrtagentur NASA und die europäische Weltraumbehörde ESA ein Erdverteidigungssystem entwickelt.

Science-Fiction-Fans kennen die US-amerikanischen Blockbuster „Armageddon“ und „Deep Impact“ aus den 1990er Jahren. In beiden Filmen droht der Menschheit die Vernichtung durch einen auf die Erde zurasenden Asteroiden. Sollte ein riesiger Asteroid mit 15 Kilometer Durchmesser – wie jener, der vor 66 Millionen Jahren vermutlich für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich war – auf die Erde zurasen, werden wir weiter nichts tun können, sagt der Österreicher Stefan Ulamec vom DLR, dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum im Darmstadt.

Kleine Asteroiden könne man aber sicherlich aus ihrer Umlaufbahn bringen und das werde im Zuge der Abwehrmission versucht. Erstmals in der Geschichte der Menschheit soll ein Asteroid bewusst durch Menschenhand aus seiner Umlaufbahn gebracht werden.

Ablenken und dann analysieren

Die Mission „AIDA“, die in zwei Phasen abläuft, besucht einen Doppel-Asteroiden, also einen Asteroiden mit einem Mond, das Didymos-System. Rund 15 Prozent aller Asteroiden sind solche binären Asteroiden-Systeme.

Zuerst startet die NASA 2021 ihre sogenannte „Dart“- Mission, sagt Stefan Ulamec im Interview mit science.ORF.at: „Dabei lässt man einen Impactor – also den ganzen Satelliten mit Schwung auf einen Asteroiden – das ist der Mond des Didymos-Systems – drauf klatschen, um zu zeigen, dass man einen solchen Himmelskörper ablenken kann.“

Didymos and Didymoon
ESA
Didymos und sein Mond

Der Mond dieses Doppelsystems wurde bewusst gewählt, da seine Größe mit einem Durchmesser von etwa 160 Metern genau in jenen Bereich falle, „wo man etwas tun müsse und auch könne“, so Ulamec. Wichtig sei, ergänzt Michael Küppers von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, dass man bei diesem Experiment „nur“ die Bahn des Mondes verändern wolle, nicht die Bahn des Hauptasteroiden rund um die Sonne.

Im Anschluss daran beginnt die Phase 2 des Verteidigungsprojekts. Die Europäer kommen mit ihrer „HERA“-Mission 2024 ins Spiel. Zwei Jahre nach dem Start – 2026 – soll die Sonde beim Didymos-System angelangt sein und dort für ein halbes Jahr in den Orbit um beide Himmelskörper gehen. Die Mission trägt übrigens den Namen der griechischen Göttermutter Hera und soll die Menschheit laut ESA vor den Gefahren aus dem All schützen.

3-D-Simulation aus Österreich

Die auf „HERA“ befindliche Kamera wird, wenn alles wie geplant funktioniert, den durch „Dart" verursachten Krater auf dem Didymos-Mond – auch Didymoon genannt – analysieren. Diese Kamera liefert u.a. auch österreichischen Wissenschaftlern des Jonanneum Research in Graz Daten. Ihre Aufgabe ist es, eine 3-D-Simulation des Asteroiden-Systems Didymos zu erstellen und die Auswirkungen des Ablenkmanövers darzustellen, erklärt Simulationsexperte Gerhard Paar: „Es gibt die Annahme, dass zum Beispiel auf dem Haupthimmelskörper Gesteinsbrocken des Mondes landen werden, die man dann zusätzlich vermessen kann. Man erhofft sich daraus weitere Rückschlüsse über diese Dynamik des Einschlags.“

Alle Beteiligten hoffen, dass das fordernde Ablenkmanöver gelingt, denn ein Asteroid der Größe des Didymos-Monds würde bei einem Einschlag auf der Erde eine Großstadt wie Wien auslöschen, so Ulamac: „Dass wir irgendwann wieder von einem mittelgroßen Asteroiden getroffen werden, ist sicher. Wenn wir das halbwegs rechtzeitig wissen, dann sollten wir auch in der Lage sein, den abzulenken."

130 Millionen Euro investiert die ESA in diese Mission, Österreich beteiligt sich laut der Österreichischen Agentur für Luft- und Raumfahrt, mit 400.000 Euro.