Drei ältere Frauen auf einer Bank
APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Hormonhaushalt

Frauengehirne altern anders

Frauen leiden öfter an Migräne, sie sterben häufiger an Schlaganfällen und bekommen öfter Alzheimer als Männer. Die Erklärung einer US-Neurologin: Das weibliche Gehirn reagiert besonders empfindlich auf hormonelle Veränderungen. Das sollte man bei der Prävention beachten.

Wie das menschliche Gehirn genau funktioniert, ist noch weitgehend unerforscht. Doch das, was man darüber weiß, hat man bislang hauptsächlich an Gehirnen von Männern herausgefunden. Das weibliche Gehirn wurde vernachlässigt, kritisiert die US- amerikanische Neurowissenschaftlerin und Nuklearmedizinerin Lisa Mosconi. Soeben ist ihr Buch „Das weibliche Gehirn“ auf Deutsch erschienen. Es ist vor allem dem Thema Frauen und Alzheimer gewidmet.

In den USA seien 67 Prozent der Alzheimerpatienten weiblich, so Lisa Mosconi. Bisher habe man das damit erklärt, dass Frauen eben tendenziell älter werden als Männer und Alzheimer eine Krankheit im hohen Alter sei. Lisa Mosconi widerspricht dem. Der Grund dafür, dass mehr Frauen als Männer Alzheimer bekommen liege vor allem darin, dass Frauengehirne anders altern.

Hormone als Treibstoff

Der Grund dafür wiederum liegt im Hormonhaushalt. Das Gehirn wird unter anderem von Hormonen angetrieben. Vor allem Frauengehirne reagieren empfindlich auf hormonelle Veränderungen. Besonders die Wechseljahre seien ein Wendepunkt für das Gehirn, so Lisa Mosconi, die auch Direktorin der Alzheimer‘s Prevention Clinic am Weill Cornell Medical College in New York ist und dort auch die Women’s Brain Initiative leitet.

Während bei Männern der Testosteronspiegel stetig sinkt, fällt bei Frauen das Östrogen rasch und stark ab. Das Gehirn verstoffwechselt Glukose dann nicht mehr so effektiv und arbeitet schlichtweg nicht mehr so gut. Wenn Frauen dann auch noch genetische Prädispositionen haben, eine Gehirnkrankheit wie Alzheimer zu erleiden, steige dann das Risiko.

Frauen besonders sensibel

Frauen leiden außerdem öfter an Migräne und an Depressionen, sie sterben häufiger als Männer an Schlaganfällen. All dies bringt Mosconi in Verbindung mit dem Hormonhaushalt. Grundsätzlich ist das Gehirn in Verbindung mit dem ganzen Körper und leidet unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen aller Art. Übergewicht, Cholesterinspiegel oder Stress haben ebenfalls Auswirkungen auf die Gehirngesundheit. Doch speziell Frauengehirne reagieren empfindlich auf hormonelle Veränderungen – mehr als Männer, hat Lisa Mosconi in Studien in der Vergangenheit herausgefunden.

Frühe Prävention

Alzheimer oder Demenz vorbeugen sollten Frauen deshalb bereits im mittleren Alter, rät Lisa Mosconi. In ihrem Buch „Das weibliche Gehirn“ gibt sie Tipps für den gehirngesunden Alltag. Etwa viel pflanzliche Ernährung, genügend Bewegung und ausreichend Schlaf. Und sie wünscht sich, dass sich in Zukunft mehr Neurologen für den Hormonhaushalt ihrer Patientinnen interessieren.

In Österreich leiden laut der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft mehr als 100.000 ÖsterreicherInnen an einer dementiellen Erkrankung, die überwiegende Mehrheit davon hat Alzheimer. Laut dem Österreichischen Sozialministerium sind auch in Österreich zwei Drittel der an Demenz erkrankten Personen weiblich.