Spritze mit Tropfen an der Nadel
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Moderna-Impfstoff verhindert schwere Verläufe

Mit mRNA-1273 des US-Unternehmens Moderna steht nach dem Impfstoff von Pfizer-BioNTech der nächste Impfstoff in der EU unmittelbar vor der Zulassung. Eine Studie bescheinigt ihm nun eine Erfolgsrate von 94,1 Prozent. Bei der Prävention schwerer Krankheitsverläufe gab es sogar eine Schutzrate von hundert Prozent.

Österreich soll laut den Plänen und im Rahmen der EU-Vorbestellung im kommenden Februar rund 200.000 Dosen mRNA-1273 von Moderna erhalten. Sie sollen vor allem bei Beschäftigten im Gesundheitswesen zur Immunisierung verwendet werden.

In der soeben im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ publizierten Wirksamkeitsstudie (Wirksamkeit/Sicherheit Phase III) von Moderna wurden 30.420 Probanden im Durchschnittsalter von 51,4 Jahren aufgenommen (52,7 Prozent Männer). Die Hälfte (15.210 Probanden) erhielt ein Placebo, die andere Hälfte den Impfstoff mit 100 Mikrogramm mRNA-1273 pro Dosis. Es erfolgten zwei Teilimpfungen im Abstand von 28 Tagen (zum Vergleich: Pfizer-BioNTech-Impfstoff: zwei Teilimpfungen in drei Wochen mit einer mRNA-Dosis von je 30 Mikrogramm).

In die Pfizer-BioNTech-Studie (Vakzine: BNT162b2; publiziert am 10. Dezember 2020 ebenfalls im New England Journal of Medicine) waren 43.548 Probanden aufgenommen worden. Ihr mittleres Alter betrug 52 Jahre, 50,6 Prozent waren Männer. Die Probandengruppe war damit jener der Moderna-Studie sehr ähnlich.

„Die mRNA-1273-Vakzine (Moderna) zeigte eine Effektivität von 94,1 Prozent in der Verhinderung von Covid-19-Erkrankungen inklusive schwerer Verlaufsformen“, heißt es nun im „New England Journals of Medicine“. Mit der BioNTech-Vakzine war eine 95-prozentige Schutzrate gegen eine Covid-19-Erkrankung erzielt worden.

Auswertung nach Risikogruppen

Im Unterschied zur Zulassungsstudie von Pfizer-BioNTech wurde von Moderna (mRNA-1273) von Anbeginn eine Unterteilung bzw. Auswertung auch bei Risikogruppen bezüglich Covid-19-Verlauf vorgenommen: Als Personen mit einem Risiko für eine schweren Covid-19-Erkrankung wurden Probanden mit chronischen Lungenerkrankungen (Emphysem, chronische Bronchitis, zystische Fibrose, moderates bis schweres Asthma; 4,8 Prozent), chronische Herzerkrankungen (koronare Gefäßerkrankung, Herzschwäche etc.; 4,9 Prozent), Diabetes (9,5 Prozent), Adipositas (BMI über 40; 6,7 Prozent) und HIV-Positive (0,6 Prozent) angesehen.

Die Ergebnisse nach Alter und Risikogruppen: Probanden zwischen 18 und 65 Jahren wiesen eine Schutzrate von 95,6 Prozent auf (Pfizer-BioNTech bei 16- bis 55-Jährigen: 95,6 Prozent). Teilnehmer über 65 Jahre wiesen mit der Moderna-Vakzine eine Schutzrate von 86,4 Prozent auf (Pfizer/BionTech: 94,7 Prozent). Probanden im Alter zwischen 18 und 65 Jahren ohne Risiko hatten eine Schutzrate von 95,9 Prozent, jene mit einem Risiko eine Schutzrate von 94,4 Prozent. Für alle Probanden mit einem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf (alle Altersgruppen) betrug die Schutzrate 90,9 Prozent, bei den Personen ohne eine solche Gefährdung hingegen 95,1 Prozent. Eine solche Unterscheidung bzw. Analyse wurde in der Pfizer-BioNTech-Studie nicht angeführt.

Parallelen zu Pfizer-BioNTech

Insgesamt kam es in der Placebo-Gruppe in der Moderna-Studie zu 185 symptomatischen Covid-19-Erkrankungen (56,5 Erkrankungen pro 1.000 Patientenjahre), in der Gruppe der Geimpften zu elf (3,3 pro 1.000 Patientenjahre). Unter den Frauen lag die Schutzrate bei 93,1 Prozent (Pfizer-BioNTech: 93,7 Prozent), bei den Männern betrug sie 95,4 Prozent (Pfizer-BioNTech: 96,4 Prozent). Die Gesamt-Vergleichszahlen aus der Pfizer-BioNTech-Studie: Acht Covid-19-Fälle in der Gruppe der Geimpften, 162 Erkrankungen in der Placebo-Gruppe.

Besonders wichtig könnte die Verhinderung von schweren Verlaufsformen von Covid-19 sein. Er wurde in der Studie mit dem Moderna-mRNA-Impfstoff vor allem durch Lungenprobleme (geringe Sauerstoffsättigung und schwerwiegendere Komplikationen) definiert. Dazu schrieben die Co-Autoren L. R. Baden vom Brigham and Women’s Hospital in Boston und H. M. El Sahly vom Baylor College in Houston: „Ein hauptsächlicher sekundärer Endpunkt (Kriterium; Anm.) lag in der Bestimmung der Wirksamkeit von mRNA-1273 beim Verhindern von schweren Covid-19-Erkrankungen. Alle 30 dieser Fälle traten in der Placebo-Gruppe auf (das weist auf eine Wirksamkeitsrate von hundert Prozent hin).“ In dieser Gruppe hatte es auch einen Todesfall gegeben. In der Pfizer-BioNTech-Studie wurde nicht nach Schweregrad eines Covid-19-Verlaufs unterschieden.

Vorübergehende Nebenwirkungen

Insgesamt zeigten nach der ersten Dosis der Moderna-Vakzine rund 84 Prozent der Probanden Impfreaktionen, nach der zweiten Dosis etwa 89 Prozent. In der Placebo-Gruppe waren es fast 20 bzw. fast 19 Prozent. Systemische Reaktionen (vorübergehendes Fieber etc.) zeigte sich bei knapp 55 Prozent nach der ersten Dosis und bei rund 79 Prozent nach der zweiten Dosis von mRNA-1273 (Placebogruppe: rund 42 bzw. 36,5 Prozent). In der Untersuchung mit der Pfizer-BioNTech-Vakzine lag die Rate der gemeldeten Nebenwirkungen bei 27 (Vakzine) bzw. zwölf Prozent (Placebo). Bei beiden Impfstoffen waren es aber zum überwiegenden Teil leichte und vorübergehende Impfreaktionen bzw. Nebenwirkungen.

Die Autoren stellen fest, dass die Wirksamkeit des Moderna-Covid-19-Impfstoffs offenbar höher als der von Influenza-Vakzinen sei. Mit ihnen betrage die Schutzrate bei Erwachsenen laut Studien etwa 59 Prozent. Die grundsätzlichen Einschränkungen bezüglich der Resultate betreffen – wie bei allen Covid-19-Impfstoffen am Anfang – die kurze Beobachtungszeit, was Sicherheit und Wirksamkeit betrifft. Außerdem gibt es keine Erkenntnisse, was die Verhinderung asymptomatischer SARS-CoV-2-Infektionen betrifft. Diese Limitierungen – genauso wie die hohe Wirksamkeit – treffen derzeit auch auf den Pfizer-BioNTech-Impfstoff zu.