Kohlmeise auf Ast
APA/BIRDLIFE/PETER BUCHNER
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Zählung

Aufruf zur Stunde der Wintervögel

Zum zwölften Mal findet heuer die Vogelzählaktion „Stunde der Wintervögel“ statt. Von heute bis Sonntag können in ganz Österreich Wintervögel gezählt werden. Die Organisation Birdlife Österreich sammelt und veröffentlicht die Daten.

Für Vögel gilt ja bekanntlich kein Lockdown. Und so sind auch in diesem Winter wieder viele Gäste aus Skandinavien und Osteuropa an österreichischen Futterhäuschen zu erwarten, erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von Birdlife Österreich: „Wir haben jetzt schon die ersten Einflüge von Erlenzeisigen und von Wintergoldhähnchen, typischen Wetterflüchtlingen, die entweder aus dem Norden oder aus dem Alpenraum herunterkommen“, erklärt er. Er erwartet einen arten- und vogelreichen Winter.

Schnee bringt Vögel

Ein zentraler Faktor für den winterlichen Vogelreichtum ist das Wetter im Norden. Bei Kälteeinbruch und vor allem bei Schnee zieht es die Vögel in die Täler und Siedlungen, wo sie auf mehr Nahrung hoffen. Dann sieht man sie auch an den Futterhäuschen. In wärmeren, schneearmen Wintern sieht man weniger Vögel im Garten, was aber nicht unbedingt auf ein Vogelsterben hindeutet, so Wichmann. Die Vögel finden dann anderweitig Nahrung.

Während des ersten und zweiten Lockdowns haben viele Menschen den Vögeln in ihrem Garten wohl mehr Aufmerksamkeit gewidmet als sonst. Birdlife Österreich bekam zahlreiche sorgenvolle Anfragen, weil die Futterhäuschen leer blieben oder insgesamt wenig Vögel zu sehen waren.

Mit der Aktion „Stunde der Wintervögel“ möchte Birdlife mehr darüber erfahren, wie es den Wintervögeln in Österreich geht, welche Arten vorkommen und wie viele Individuen es jeweils gibt. Denn Wintervögel seien wissenschaftlich noch unzureichend erforscht, so Gábor Wichmann. Man möchte mehr darüber wissen, in welchen Gebieten welche Vogelarten am meisten vorkommen, wo welche Arten seltener werden und wie sich das aktuelle Wetter, aber auch andere Faktoren wie Landwirtschaft und Insektensterben auf die Vögel auswirkt.

Kohlmeise bisher Spitzenreiter

Im vergangenen Jahr haben über 14.000 Menschen aus ganz Österreich an der Aktion teilgenommen und dabei 340.000 Vögel gezählt. Mitmachen kann jeder und jede, die oder der sich eine Stunde Zeit nehmen kann um die Vögel im eigenen Garten, im Park oder auf der Straße zu zählen. Damit man nicht doppelt zählt, wird nur die Höchstzahl an Individuen gezählt, die innerhalb einer Stunde gleichzeitig an einem Ort zu sehen sind. Etwa drei Amseln, die zeitgleich an einem Futterhäuschen sitzen.
Birdlife Österreich bietet auf seiner Webseite Informationen zur Bestimmung der Vögel und einen Leitfaden zum Zählen an. Dort kann man dann auch sein Zählergebnis angeben und mitverfolgen, wo wie viele Vögel welcher Art gezählt wurden.

Die Kohlmeise war bisher die häufigste Wintervogelart in Österreich. Gefolgt von Sperling, Feldsperling und Blaumeise. Der Grünfink ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Grund ist ein tödlicher Parasit. Der sorgte dafür, dass sich die Anzahl der Grünfinken in den österreichischen Gärten zuletzt fast halbiert hatte. Auch der Amselbestand war in den vergangenen Jahren dezimiert, unter anderem wegen des aus Nordafrika stammenden Usutu-Virus. Doch mittlerweile gehe es mit den Zahlen für die Amsel wieder bergauf, so Gábor Wichmann.

Wetterprognose fürs Zählen günstig

Für das Wochenende ist vielerorts Kälte vorhergesagt, das könnte schlagartig viele Wintervögel in die Täler und Siedlungen bringen, so Wichmann: „In Wien ist die Saatkrähe bekannt, die aus Russland zu uns kommt, die wird natürlich nicht innerhalb von zwei, drei Tagen kommen, aber andere Arten, die nicht so weit entfernt sind, vielleicht schon“.

Die Aktion „Stunde der Wintervögel“ läuft ab heute bis Sonntag. Erstmals wird es heuer auch die Möglichkeit geben, an der Wintervogelzählung live über die Sozialen Medien dabei zu sein und Fragen zu stellen, die Experte Matthias Schmidt von BirdLife Österreich beantworten wird. Gestreamt wird am heutigen Freitag, 08.01.2021 um 11 Uhr auf Facebook und um 12:30 Uhr nochmals auf Instagram.