Vorhersagemodell für Krankheitsverlauf entwickelt

Bis genügend Menschen geimpft sind, könnte die Vorhersage von Covid-19-Verläufen Spitäler entlasten. Forscherinnen und Forscher haben nun ein mathematisches Modell entwickelt, das solche Vorhersagen ermöglicht. Patienten könnten damit früher als bisher üblich aus Spitälern entlassen werden.

Das an der Meduni Wien entwickelte Modell beruht auf wiederholten Messungen des Entzündungsmarkers „C-reaktives Protein“, des die Nierenfunktion widerspiegelnden Markers „Kreatinin“ sowie der Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut. Die Werte können in einen Online-Rechner eingegeben werden, die Ergebnisse bei der Entscheidung über einer möglichen Entlassungszeitpunkt unterstützen.

Spitäler entlasten

Während der Covid-19-Pandemie geht es einerseits um die optimale, individuelle Patientenversorgung, während andererseits ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems verhindert werden muss, erläuterte die MedUni Wien in einer Aussendung. Oft komme es erst nach sieben bis zehn Tagen Krankheitsdauer zu einer drastischen Verschlechterung des Verlaufs.

Um diese Phase zu berücksichtigen, werden Patientinnen und Patienten auch bei einem vergleichsweise milden Krankheitsbild erst nach längerer Aufenthaltsdauer aus dem Krankenhaus entlassen, hieß es weiter. Die Behandlung von Covid-19 Patienten binde Ressourcen, die für andere hospitalisierte Personen dringend benötigt werden.

Das Modell wurde von einem Team von Wissenschaftlern der MedUni Wien um Alice Assinger und Stefan Heber entwickelt und hat laut Eigenangaben eine hohe Treffsicherheit. Es beruht auf ohnehin in der klinischen Routine erhobenen Parametern und macht dadurch keine technisch aufwendigen zusätzlichen Laborbestimmungen notwendig. Vorgestellt haben die Forscherinnen und Forscher das Modell in einer Preprint-Studie, die also noch nicht von Kollegen beurteilt wurde.

Messwerte der ersten vier Tage

Das Modell sagt aus den Verläufen der erhobenen Parameter innerhalb der ersten vier Krankenhausaufenthaltstage zusammen mit dem Alter und der Körpertemperatur bei Spitalsaufnahme den Krankheitsverlauf vorher. „Dies funktioniert unabhängig davon, wie lange die Symptome vor Aufnahme ins Spital schon angedauert haben“, erläuterte Heber.

Für die Entwicklung des „ACCP-Tools“ (Age+C-reactive protein+Creatinine+Platelet) wurden die Daten von 441 Patienten aus drei verschiedenen Zentren herangezogen und das entwickelte Modell anschließend anhand der Daten von 553 Patienten von drei weiteren unabhängigen Kohorten validiert.