OECD-Bericht

Was bleibt vom Aufschwung?

Die Corona-Pandemie hat die wissenschaftliche Forschung „in beispielloser Weise mobilisiert“, schreibt die OECD in einem aktuellen Bericht – und prognostiziert: Der Aufschwung könnte bald zu Ende sein.

Im am Dienstag veröffentlichten „Science, Technology and Innovation Outlook 2021“ bilanziert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zunächst positiv: So sind bis Ende November 2020 sind rund 75.000 wissenschaftliche Publikationen zu COVID-19 erschienen. Die meisten Beiträge kommen aus den USA (26.700) und China (9.300), Österreich findet sich mit rund 600 Publikationen auf Rang 28.

Auffällig ist auch, dass mehr als drei Viertel der wissenschaftlichen Publikationen zu COVID-19 frei zugänglich (Open-Access) veröffentlicht wurden. Auf der ganzen Welt hätten Forschungsdatenbanken und wissenschaftliche Verlage Paywalls entfernt, um den Informationsaustausch unter Wissenschaftlern zu fördern, betont man seitens der OECD.

Umsatzeinbrüche zu erwarten

Für die Zukunft erwartet die OECD, dass Firmen aufgrund der pandemiebedingten Umsatz- und Gewinnrückgänge ihre F&E-Ausgaben stark zurückfahren werden. Knappheit erwartet die OECD auch bei den staatlichen F&E-Budgets: Diese könnten – besonders angesichts der hohen Staatsverschuldung – den vielen Förderanträgen kaum gerecht werden. „Beides kann zum Hindernis für wichtige Innovationstätigkeit werden“, heißt es seitens der OECD.

In diesem Zusammenhang verweist die OECD auf die Veränderung der staatlichen F&E-Förderung der Wirtschaft in den vergangenen Jahren. Diese finde immer häufiger in Form von steuerlichen Anreizen statt und weniger in Form direkter Unterstützung, etwa durch Aufträge, Zuschüsse oder Auszeichnungen. Solche Steuervorteile machten 2017 in OECD-Ländern bereits rund 55 Prozent der gesamten staatlichen Förderung aus, 2006 waren es noch 36 Prozent.

Kritik an Forschungsförderung

Auch in Österreich wurde 2002 mit der Forschungsprämie ein Instrument der öffentlichen Hand eingeführt, um mittels steuerlicher Begünstigungen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von Firmen zu fördern. Die Prämie wurde seither stufenweise von zunächst 3 Prozent auf zuletzt 14 Prozent angehoben. Im Vorjahr haben Unternehmen laut Wirtschaftsministerium erstmals „über eine Milliarde“ Euro an Forschungsprämien beantragt, nach 758 Mio. Euro 2019.

Für die OECD sind solche Steueranreize sinnvoll, um Innovation in Unternehmen zu fördern. Sie seien aber nicht zielgerichtet und würden tendenziell eher dazu führen, dass bestehende Systeme, Produkte oder Prozesse verändert werden. „Klug gestaltete direkte Hilfen sind besser geeignet, längerfristige und risikoreichere Forschung und Entwicklung zu fördern, insbesondere in Bereichen, die dem Gemeinwohl dienen“, betont man seitens der OECD.