Eisbedeckte Insel in der Hohen Arktis
CLEMENT SABOURIN/AFP
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Mikroplastik

Vor allem Polyester in der Arktis

Synthetische Fasern, die vor allem aus privaten Waschmaschinen stammen, machen laut einer neuen Studie einen Großteil der Mikroplastikverschmutzung der Arktis aus, nämlich ganze 92 Prozent. Fast drei Viertel davon waren Polyesterfasern.

Die Forschergruppe unter der Leitung von Peter Ross von der Universität von British Columbia geht davon aus, dass die Mikrofasern vor allem durch Waschvorgänge in Privathaushalten ins Meer gelangen. Mikroplastik wurde in den abgelegensten Teilen der Weltmeere gefunden, sogar im Marianengraben im westlichen Pazifik, im Eis der Arktis und im Schnee auf den Pyrenäen. Das Mikroplastik gelange über das Abwasser aus den Waschvorgängen ins Meer. Es wäre „unfair“, nur Textilien als Ursache für die Mikroplastik-Verschmutzung der Weltmeere zu bezeichnen, so Ross. „Aber wir sehen doch deutliche Fußstapfen von Polyester-Fasern, die wahrscheinlich vorwiegend aus der Kleidung stammen.“

Fehlende Ausrüstung

Die Forscher setzten für ihre nun in „Nature Communications“ erschienene Studie Mikroskope und Infrarotanalysen ein, um die Plastikstücke mit einer Größe von weniger als fünf Millimetern zu untersuchen. Nach den Erkenntnissen der Umweltschutzgruppe Ocean Wise können sich bei einem einzelnen Waschvorgang aus einem Kleidungsstück Millionen von Fasern lösen. Die Organisation weist darauf hin, dass die Klärwerke und Wiederaufbereitungsanlagen oftmals nicht hinreichend ausgerüstet sind, um Mikroplastik abzufangen. Sie schätzt, dass aus den Haushalten in den USA und Kanada jährlich 878 Tonnen Mikrofasern in die Umwelt gelangen.

Die Textilbranche könne sich weit stärker engagieren, um Kleidung zu produzieren, aus der sich weniger Bestandteile lösten, empfahl Ross. Die Regierungen könnten dafür sorgen, dass die Kläranlagen mit moderner Technik ausgerüstet werden. Privathaushalte wiederum könnten in ihren Waschmaschinen Filter einsetzen. Laut einer Studie, die in der „Grand View Research“ erschien, wurde in der Welt in den letzten zwei Jahrzehnten so viel Plastik hergestellt wie seit Beginn seiner Existenz. Bis zum Jahr 2025 wird demnach eine Zunahme um vier Prozent jährlich erwartet.