Katze wälzt sich mit Pflanze
Masao Miyazaki & Reiko Uenoyama
Masao Miyazaki & Reiko Uenoyama
Mückenschutz

Was Katzen verrückt macht

Katzenbesitzer kennen das: Riechen die Tiere Katzenminze oder Silberwein, drehen sie fast durch. Hinter ihrem euphorischen Zustand steckt laut einer neuen Studie aber auch ein praktischer Nutzen: In den Pflanzen befinden sich Inhaltsstoffe, die vor Mücken schützen.

Katzenminze hat auf Katzen eine drogenähnliche Wirkung. Sie wälzen und reiben sich an den Blättern bzw. an damit gefüllten Spielsachen. Dabei scheinen sie fast den Verstand zu verlieren. Eine ähnliche Wirkung hat auch der aus Asien stammende Silberwein (Matatabi). Schon vor 300 Jahren wurde die Pflanze in Japan als Rauschmittel für Katzen verwendet, schreiben die japanischen Forscherinnen und Forscher um Reiko Uenoyama von der Iwate Universität in einer Aussendung.

Warum Katzenminze und Silberwein die Tiere so magisch anzieht, hat das Team für die soeben im Fachjournal „Science Advances“ erschienene Studie untersucht. Dazu führten sie Experimente mit 25 Hauskatzen, 30 wilden Katzen und sogar einigen Großkatzen durch, dazu zählten ein Amurleopard, zwei Jaguare und zwei Luchse.

Für die rauschhafte Wirkung sind sekundäre Pflanzenstoffe verantwortlich, bei Silberwein ist es Nepetalactol, bei Katzenminze Nepetalacton, beide zählen zu den Iridoiden. Das bestätigten auch die aktuellen Versuchsreihen, bei denen die Forscher mit Nepetalactol getränktes Filterpapier verwendet haben. Andere Inhaltsstoffe hatten keine vergleichbare Wirkung. Und andere Tiere wie Hunde und Mäusen konnten mit den Substanzen gar nichts anfangen.

Nützlicher Nebeneffekt

Bei den Katzen – egal ob Haus- oder Wildtiere – hingegen lösten die Papierstücke eine ähnliche euphorische Reaktion aus wie mit Katzenminzen gefülltes Spielzeug. Blutuntersuchungen bestätigten die rauschhafte Wirkung. Der Endorphinspiegel – ein wichtiges Hormon des körpereigenen Opioidsystems – stieg.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 22.1. um 13.55

Wie die Forscher vermuteten, steckt aber mehr hinter der rauschähnlichen Wirkung des Inhaltsstoffs. Vielleicht habe sich diese aus einem sehr viel praktischeren Grund entwickelt. Denn es gebe Hinweise, dass Nepetalactol Mücken fernhalten könnte. Das könnte wiederum erklären, warum Katzen ihre Köpfe so heftig an Katzenminze und Silberwein reiben – ganz so, als würden sie sich bemühen, dass möglichst viel davon an ihrem Fell hängen bleibt.

Überprüft wurde die These bei weiteren Experimenten. Tatsächlich landeten deutlich weniger Exemplare der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) auf den mit Nepetalactol eingeriebenen Katzen. Diese Erkenntnis könnte auch für Menschen von praktischem Nutzen sein, schreiben die Forscher. Vielleicht lässt sich auf Basis des Pflanzenstoffs ein wirksames Mückenschutzmittel entwickeln.