Eisbrocken im Nordpolarmeer
CLEMENT SABOURIN/AFP
CLEMENT SABOURIN/AFP
Klimaerwärmung

Gigantischer Eisverlust in kurzer Zeit

Britische Forscherinnen und Forscher haben nach Eigenangaben erstmals den gesamten Eisverlust auf der Erde berechnet. Demnach sind zwischen 1994 und 2017 28 Billionen Tonnen Eis geschmolzen – das entspricht einer 100 Meter hohen Eisdecke über dem Vereinigten Königreich.

Am meisten betroffen waren Arktis und Antarktis, doch auch die Landgletscher schmolzen massiv. 7,6 Billionen Tonnen Meereis schmolzen im Arktischen Ozean, 6,5 Billionen im Antarktischen, Berggletscher verloren in dem Zeitraum 6,1 Billionen Tonnen. Schmolzen 1994 „nur“ 0,8 Billionen Tonnen pro Jahr, so waren es 2017 bereits 1,2 Billionen. Die Tendenz hat sich also deutlich beschleunigt, berichtet ein Team um Thomas Slater von der University of Leeds in einer Studie, die soeben in der Fachzeitschrift „The Cryosphere“ erschienen ist.

Dunkelste Klimaszenarien werden wahr

Die Forscherinnen und Forscher kombinierten dabei Satellitendaten mit Modellberechnungen zu 215.000 Landgletschern und Eismengen an Land und in der See rund um den Nord- bzw. Südpol. Die Verluste entsprechen den dunkelsten Klimaszenarien des Weltlimarats IPCC, sagt Thomas Slater. Der damit verbundene Anstieg der Meeresspiegel werde dieses Jahrhundert Küstenregionen „ernst betreffen“.

Steigende Temperaturen der Atmosphäre seien hauptverantwortlich für die Eisschmelze, dazu kommen noch die steigenden Meerestemperaturen. Schmelzendes Meereis führt zwar nicht direkt zu einem Anstieg der Pegel, wirkt sich aber indirekt aus: Eismassen reflektieren Sonnenstrahlen und tragen damit zur Kühlung bei. Je weniger Eis es gibt, desto mehr Sonnenenergie wird also in Atmosphäre und Meeren absorbiert – dadurch schmelzen weitere Gletscher, die den Meeresspiegel erhöhen.