Vorbereitung der Impf-Spritze gegen den Coronavirus in einer Covid-Station des Kaiser-Franz-Josef-Spitals in Wien.
APA/GEORG HOCHMUTH
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Coronavirus

Infektionen: Österreich im europäischen Vergleich

Die 7-Tage-Inzidenz liegt in Österreich aktuell bei 108. Die Infektionszahlen gehen zwar zurück, aber nur langsam. Ein Umstand, der verglichen mit anderen europäischen Ländern zu höheren Sterbezahlen führt.

Bezogen auf die Neuinfektionen in den ersten Jännerwochen liegt Österreich im europäischen Vergleich im guten Mittelfeld. Allerdings sinken die Zahlen hierzulande seit Mitte Dezember nur sehr langsam und waren seit Oktober auf einem vergleichsweisen hohen Niveau. „Man könnte das vergleichen mit einer akuten und einer chronischen Erkrankung“, erklärt Gesundheitsökonom Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien.

Akut vs. chronisch

So hatten zwar auch Länder wie Dänemark und Irland hohe Infektionszahlen – das aber nur sehr kurz. „Länder, die teilweise sehr hohe Peaks hatten, haben sehr rasch reagiert. Während bei uns sozusagen gerade eine Chronifizierung eingetreten ist – wir machen zwar Lockdown, aber die Zahlen bewegen sich nur sehr zögerlich nach unten.“

Seit Mitte Oktober gab es in Österreich jeden Tag über 200 Fälle pro Million Einwohner. Knapp zwei Monate lang lagen die täglichen Fallzahlen sogar über 250 pro Million Einwohner, erklärt Czypionka. Das sind umgerechnet 2.225 Neuinfektionen täglich, im Durchschnitt. „Das wirkt fast bis heute. Erst seit Kurzem sind die Infektionszahlen unter diese entscheidende Schwelle gefallen.“

Chronifizierung schafft hohe Sterblichkeit

Das ist problematisch, da sich konstant hohe Infektionszahlen dramatisch auf die Todesfälle auswirken, was der Vergleich mit Ländern wie Dänemark deutlich macht: Dort sind pro 100.000 Einwohner bisher rund 35 Menschen gestorben, in Österreich sind es 85. In Deutschland, so Czypionka, wo die Fallzahlen in den vergangenen Monaten zumindest rund um die Schwelle von 200 Neuinfektionen pro Million Einwohner gehalten werden konnten, liegt die Sterberate bei rund 64.

Dauerhaft hohe Infektionszahlen wirken sich aber nicht nur auf die Sterblichkeit negativ aus. „Hier kumulieren sich die Effekte – die Sterblichkeit, die schweren Verläufe, aber auch die wirtschaftlichen Folgen und die Folgen für die psychische Gesundheit nehmen zu.“

Musterland Finnland

Als Musterland in Europa gilt wiederum Finnland. Dem Land gelingt es, die Zahlen dauerhaft niedrig zu halten, „obwohl sie als nordisches Land vom Klima her für solche Infektionserkrankungen prädestiniert sind.“ Trotzdem sind hier pro 100.000 Einwohner erst 12 Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben. Also rund sieben Mal weniger als in Österreich. Den Erfolg begründet Czypionka wie folgt: „Es sind viele Faktoren, die dafür sprechen: Auf der einen Seite die ‚Health Literacy‘. Das heißt, die Bevölkerung versteht diese Dinge besser, es gibt zudem eine größere Tradition der Risikokommunikation und eine bessere Digitalisierung.“

Das seien letztlich auch die Probleme in Österreich: So habe man im Herbst nicht nur zu spät reagiert. Czypionka kritisiert neben einer schlechten Risikokommunikation auch die mangelnde Transparenz, wenn es um politische Entscheidungen geht. Darüber hinaus ist auch das Gesundheitssystem kaum digitalisiert. „Wir können in Österreich z.B. nicht einmal verknüpfen, welche Berufsgruppen besonders betroffen sind. Weiß man darüber Bescheid, kann man viel schneller und gezielter Schutzmaßnahmen setzen.“

Nichtsdestotrotz müsse es wie in Finnland auch für Österreich das Ziel sein, die Zahlen „chronisch“ sehr niedrig zu halten, erklärt Czypionka. Durch Testen, Sicherheitsmaßnahmen und intensivem Contact-Tracing ließe sich dann wieder ein vergleichsweise normales Leben führen.