Maskenpflicht

Studien sprechen für FFP2-Masken

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat die FFP2-Masken-Pflicht diese Woche infrage gestellt – man erwarte sich keinen Mehrwert davon. Das steht im Widerspruch zu vielen Studien, auch heimische Expertinnen und Experten können die Kritik nicht nachvollziehen.

Eine Maskenpflicht könne Teil eines Vorsorgekonzeptes sein, gerade in geschäftigen, geschlossen Räumen, wie im Handel oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, heißt es im entsprechenden Dokument des ECDC. FFP2-Masken wären allerdings nicht notwendig, betont die EU-Gesundheitsagentur auf Nachfrage von science.ORF.at, die hohen Kosten und andere Nachteile würden überwiegen.

Worin diese Kosten und Nachteile genau bestehen, kann die ECDC aktuell nicht erklären, sie verweist aber auf das obige Dokument, das aus dem April 2020 stammt und demnächst aktualisiert werden soll. Der Empfehlung von FFP2-Masken im öffentlichen Raum wolle man sich jedenfalls nicht anschließen. Eine Aussage, die Aerosolphysikerin Bernadett Weinzierl von der Universität Wien überrascht. Untersuchungen hätten klar gezeigt, dass ein einfacher Mund-Nasen-Schutz für den Fremdschutz zwar ausreichend sein könne, für den Selbstschutz aber oft nicht.

Aerosolforschung sieht klare Vorteile

Man atme Partikel aus und diese Partikel seien aufgrund der Feuchtigkeit relativ groß und würden auch von einfacheren Masken gut zurückgehalten, so Weinzierl. „Wenn Partikel länger in der Umgebungsluft verweilen, dann verdunstet die Feuchtigkeit und dadurch schrumpfen die Partikel“, so die Aerosolphysikerin, die auch an einem Positionspapier der Gesellschaft für Aerosolforschung zu diesem Thema mitgearbeitet hat.

Das Risiko, diese geschrumpften Partikel, auf denen sich das Sars-Coronavirus-2 befinden kann, einzuatmen, ist mit einer FFP2-Maske wesentlich geringer, weil die eben besser filtert. „Wie effektiv eine Maske filtert, hängt einerseits vom Material der Maske ab und andererseits davon, wie gut, wie dicht die Maske auf dem Gesicht sitzt“, so Weinzierl weiter.

Zwei physikalische Prozesse entscheidend

Der Stoff von FFP2-Masken filtert besser als die Materialien der meisten herkömmlichen Mund-Nasen-Abdeckungen, und FFP2-Masken schließen dichter ab. „Alle Maßnahmen zusammen reduzieren das Risiko, keine steht für sich, und Masken sind ein wichtiger Baustein davon“, sagt die Forscherin. Bei den Masken wären zwei physikalische Prozesse entscheidend. Die Gewebe der Masken wirkten einerseits wie ein Sieb. „Vergleichbar mit einem Küchensieb, in dem größere Partikel hängen bleiben“, so Weinzierl.

Bei Partikeln, die kleiner sind als die Öffnungen im Gewebe der Masken, wirke ein anderes Phänomen. „Je kleiner Partikel sind, desto mehr sind sie in Bewegung“, erklärt Weinzierl. Sie schlingern gewissermaßen und bleiben beim Durchtritt durch das Gewebe ebenfalls an den Fasern hängen.

Keine arbeitsmedizinischen Einwände

Auch Karl Hochgatterer, Präsident der österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention, befürwortet den Einsatz von FFP2-Masken – die neuen Vorgaben der Bundesregierung könne er aufgrund der aktuellen Entwicklungen nachvollziehen. „Aufgrund der durch die Mutationen problematischeren Infektionssituation müssen wir uns eben besser schützen und dieses ‚besser Schützen‘ heißt eben, mehr Abstand halten und das Tragen einer FFP2-Maske. Das ist für mich als Arzt nachvollziehbar“, so Hochgatterer.

Die Kostenfrage, die vom ECDC als Argument gegen einen FFP2-Maskenpflicht angeführt wird, können weder Weinzierl noch Hochgatterer beurteilen. Das entsprechende Dokument steht der Öffentlichkeit auch noch nicht zur Verfügung. Nachteile für Menschen, die FFP2 Masken am Arbeitsplatz tragen müssen, sieht der Arbeitsmediziner jedenfalls nicht.

Auch KN95-Masken schützen

Auch die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), zu deren Aufgaben der Schutz der Arbeitnehmenden an ihrem Arbeitsplatz gehört, sieht das Tragen eines Atemschutzes und explizit von FFP2-Masken als wichtige Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie und zum Schutzes jedes Einzelnen, wie es in einer Stellungnahme heißt. Unter dem Aspekt der Prävention stelle die Verwendung der FFP2-Masken eine dezidierte Verbesserung dar.

Die AUVA hat aktuell auch FFP2-Masken mit den chinesischen KN95-Masken verglichen und kommt zu dem Schluss, dass die beiden Typen in Bezug auf die wichtigsten Anforderungen wie Filterleistung, Kohlendioxid und Dichtheit nahezu identisch sind.