Forschungsschiff Polarstern im arktischen Meer
Ozeane

Klimaerwärmung verstärkt Unterwasserlärm

Meerestiere leiden nicht nur unter der Verschmutzung ihres Lebensraums, auch der zunehmende Lärm unter Wasser macht ihnen zu schaffen – und er wird durch die Klimaerwärmung noch verstärkt, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Carlos Duarte – Leiter der in „Science“ erschienenen Studie und Ökologe an der König Abdullah Universität für Wissenschaft und Technologie – taucht beruflich seit 40 Jahren in sämtliche Weltmeere hinab. Etwa 3.000 Stunden hat er bereits lauschend unter der Meeresoberfläche verbracht. Zusätzlich haben er und sein Team Publikationen der vergangenen 40 Jahre unter die Lupe genommen.

Industrialisierung, Globalisierung – die durch Menschen verursachten Veränderungen seien alarmierend. Und es werde immer schlimmer. Schiffe und Bohrungen dröhnen in der Tiefe. Aber auch die steigenden Temperaturen wirken sich aus. “Wir nennen das: ‚Die Geräusche des Klimawandels‘. Wenn beispielsweise Eissschollen schmelzen und ins Wasser fallen, verursacht das großen Lärm.“

All das stört die natürliche Akustik. Geräusche seien für Meerestiere sehr wichtig. Sie sehen unter Wasser nur einige Meter weit – hören können einige von ihnen aber über eine Distanz von hunderten Kilometern, so Duarte.

Lärm wirkt sich gravierend aus

Die Tiere können nicht mehr kommunizieren, sie finden sich in ihrem Lebensraum nicht zurecht, haben Schwierigkeiten Nahrung aufzuspüren und erkennen nicht, wenn Gefahr droht. „Viele treiben orientierungslos herum. Von der kleinen Auster bis zum riesigen Blauwal sind alle Lebewesen betroffen“, sagt der Ökologe.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 8.2., 13:55 Uhr.

Besonders schlimm sei die Situation in der Nordsee, an der US-Ostküste und entlang der gesamten asiatischen Küste. Denn dort tummeln sich die meisten Schiffe und Leute. Während der durch Menschen verursachte Lärm stetig zunimmt, verstummen die natürlichen Geräusche zusehends. „Im Great Barrier Reef haben sie sich zwischen 2015 und 2017 um 75 Prozent verringert. Das liegt vor allem auch an der gestiegenen Meerestemperatur und dem Korallensterben“, schildert Duarte.

Positive Auswirkungen des Lockdowns

Man müsse jetzt handeln, der Zeiger stehe bereits kurz vor zwölf. Der Ökologe hat aber auch gute Nachrichten. Während der ersten weltweiten Lockdown-Welle im Frühjahr 2020 sei der Lärm in den Meeren um durchschnittlich 20 Prozent zurückgegangen. „Und die Tierwelt hat augenblicklich darauf reagiert und sich erholt.“