Mars
dpa/ESA/ESOC
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Raumfahrt

Marssonde „Hope“ erreicht Umlaufbahn

Vor gut einem halben Jahr haben die Vereinigten Arabischen Emirate eine Marssonde ins All geschickt. Heute soll die Sonde mit dem Namen „Al-Amal“ oder „Hope“ (Hoffnung) in eine Umlaufbahn des Roten Planeten einschwenken. Die erste interplanetare Mission eines arabischen Staates ist von großer Symbolkraft.

„Hope“ war am 20. Juli 2020 vom japanischen Raumfahrtzentrum Tanegashima gestartet. Fast sieben Monate brauchte die Sonde, die 1.350 Kilogramm wiegt und etwa so groß wie ein Geländewagen ist, für die 493 Millionen Kilometer zum Mars. Das Einschwenken der Sonde in die Marsumlaufbahn bezeichnen Vertreter der emiratischen Raumfahrtbehörde als das „entscheidenste und komplexeste“ Manöver der Mission.

Dazu muss die Sonde ausreichend abbremsen, um von der Schwerkraft des Mars erfasst zu werden. Dazu werden zum ersten Mal alle sechs Delta-V-Schubdüsen der Sonde eingeschaltet. Binnen 27 Minuten sollen sie das Tempo von 121.000 auf 18.000 Stundenkilometer drosseln.

Das Manöver, das um 16.30 Uhr MEZ beginnen soll, wird die Hälfte des Treibstoffs von „Hope“ aufbrauchen. Elf Minuten später soll dann auf der Erde das Signal eingehen, das den Erfolg des Manövers meldet. Innerhalb von 40 Tagen soll die Sonde anschließend um den Mars kreisen. Nach knapp zwei Monaten soll „Hope“ dann in die geeignete Umlaufbahn wechseln, um mit dem Sammeln wissenschaftlicher Daten zu starten.

Keine Landung

Anders als die aktuellen Marsmissionen von China und den USA ist bei der arabischen Mission keine Landung auf dem Roten Planeten vorgesehen. Drei Hightech-Messinstrumente an Bord von „Hope“ sollen ein Marsjahr, also 687 Tage, lang die Atmosphäre des Planeten erforschen: Ein Infrarot-Spektrometer vermisst die tiefere Marsatmosphäre und analysiert die dort herrschenden Temperaturen. Ein hochauflösendes Bildgerät sammelt Informationen zu Ozonwerten in der Marsatmosphäre, und ein Spektrometer für ultraviolettes Licht misst Sauerstoff- und Wasserstoffgehalt.

Die Erforschung der Atmosphäre eines anderen Planeten soll auch Rückschlüsse für das Klima auf der Erde erlauben. Doch die Mission „Hope“ verfolgt noch größere Ziele: Die Emirate wollten mit ihr „eine starke Botschaft an die arabische Jugend senden und sie daran erinnern, dass wir Erzeuger von Wissen waren“, sagte der Projektleiter der Mission, Omran Scharaf, mit Blick auf die goldenen Zeiten der Wissenschaft in der arabischen Welt im Mittelalter.

Für die Emirate ist die Mars-Mission außerdem die Eintrittskarte, um pünktlich zu ihrem 50. Gründungsjubiläum in einen exklusiven Club aufgenommen zu werden: Bisher gelangen nur den USA, Indien, der früheren Sowjetunion und der Europäischen Weltraumagentur (ESA) Missionen zum Mars.

Ehrgeizige Raumfahrt-Strategie

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben zwölf Satelliten im All und wollen in den kommenden Jahren noch einige mehr positionieren. Im September 2019 flog zudem Hassa al-Mansuri als erster Emirati ins All. Er war der erste Araber an Bord der Internationalen Raumstation ISS, allerdings nur acht Tage lang.

Die „Hope“-Mission soll nur der Anfang einer umfassenden Erforschung des Mars sein. Bis 2117 wollen die Emirate eine Siedlung dort aufbauen. Zur Erforschung der Lebensbedingungen auf dem Mars und zur Entwicklung von Technologien für die Marsbesiedlung ist eine „Science City“ in der Wüste vor den Toren Dubais in Planung.

Bereits 2024 wollen die Emirate einen unbemannten Rover auf den Mond schicken. Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Entwicklung des Weltraumtourismus. Dazu haben die Emirate eine Absichtserklärung mit Richard Bransons Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic unterschrieben. Außerdem kündigte das Land die Schaffung eines Raumfahrtgerichtshofs an.