Schüler und Schülerinnen (ca. 12 Jahre) mit Masken in einer Klasse
APA/dpa/Gregor Fischer
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Filterwirkung

Luftreiniger beseitigen Aerosole aus Klassenzimmer

Ein Test mit mehreren Luftreinigern der Filterklasse HEPA zeigt, dass sich damit die Aerosolkonzentration im Klassenzimmer um 90 Prozent senken lässt. Das Lüften ersetzen sie jedoch nicht.

Ein voller Klassenraum mit fast dreißig Schülerinnen und Schülern: Das war das Testsetting für den Atmosphärenforscher Joachim Curtius und seine Kollegen von der Goethe Universität Frankfurt am Main. Sie wollten wissen, ob man mit mobilen Luftfiltergeräten das Infektionsrisiko in geschlossenen Räumen reduzieren kann. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Journal “Aerosol Science and Technology“ publiziert.

90 Prozent Reinigung in 30 Minuten

Vier kleinere, handelsübliche Luftreinigungsgeräte haben die Forscher im Klassenzimmer positioniert. Die Luftreiniger verfügten über HEPA-Filter. Diese Hochleistungsfilter entfernen auch Aerosolpartikel aus der Luft – kleine Tröpfchen, die beim Sprechen oder Singen entstehen und über die Coronaviren übertragen werden. „Wir haben festgestellt, dass man 90 Prozent Reinigung innerhalb von einer halben Stunde gut erreicht, wenn man durch die Geräte einen entsprechenden Luftumsatz von zirka 1.000 Kubikmeter pro Stunde hat.“

Sind die Fenster geschlossen und befindet sich eine infektiöse Person im Klassenzimmer, dann würde sich die Luft zunehmend mit Aerosolpartikeln anreichern, berichtet Curtius. HEPA-Luftreiniger könnten die Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen also deutlich reduzieren. Das Lüften ersetzen sie jedoch nicht. „Allein schon wegen des Kohlenstoffdioxids, das 30 Kinder freisetzen, muss man unbedingt die Fenster öffnen und für einen Luftaustausch sorgen, selbst wenn Luftreiniger im Klassenzimmer vorhanden sind.“

Der Vorteil der Filter-Geräte sei, dass sie die Luft kontinuierlich reinigen und potenziell virushaltige Aerosolpartikel entfernen würden, sagt der Atmosphärenforscher. Der Großteil der Schülerinnen und Schüler hätte das Geräusch der Luftreiniger auch als nicht störend empfunden, wie eine zusätzlich durchgeführte Umfrage ergab. Um das Infektionsrisiko durch Lüften zu reduzieren, müsste darauf geachtet werden, dass regelmäßig gelüftet wird und es auch tatsächlich zu einem ausreichenden Luftaustausch kommt, sagt Curtius. Hier spielt die Größe der Fenster eine Rolle und ob es die Möglichkeit gibt, quer zu lüften.

Schlechte Luftqualität in Klassenzimmern

Die Luftqualität in Österreichs Klassenzimmer sei bereits vor der Pandemie oft schlecht gewesen, berichtet Hanns Moshammer von der Medizinischen Universität Wien, der dem „Arbeitskreis Innenraumluft“ angehört, einem Expertengremium des Umweltministeriums. „Wir haben schon lange gefordert, dass in Räumen, wo sich viele Menschen aufhalten – ein Klassenzimmer ist ein klassisches Beispiel -, dass dort auch mechanische Belüftung installiert wird, weil es aus praktischen Gründen oft nicht möglich ist, allein mit Fensterlüftung genügend Frischluft zuzuführen.“

Zumindest in den Unterrichtspausen müssten die Fenster weit geöffnet werden, heißt es im Positionspapier der Arbeitsgruppe. In der Praxis sind die Fenster in vielen Schulgebäuden aber permanent verriegelt, sagt Umweltmediziner Moshammer. Luftreinigungsanlagen könnten helfen und infektiöse Partikel abscheiden. Wichtiger sei aber Maske zu tragen, Abstand zu halten und infektiöse Personen mittels Schnelltests ausfindig zu machen.