Hausschwein im Stall
APA/dpa/Carsten Rehder
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Intelligenz

Schweine, die Computer spielen

Schweine sind wohl nicht nur deutlich intelligenter als lange angenommen, sondern auch geschickter. Experimente zeigen: Mit ihrer Schnauze am Joystick können sie auf einem Bildschirm erfolgreich einfache Aufgaben lösen.

Schweine sind weder dreckig noch dumm, wie das manche Schimpfwörter nahelegen. Im Gegenteil: Sie sind sehr reinlich und – wie mittlerweile viele Studien untermauern – sogar sehr intelligent, vermutlich ähnlich klug wie manche Primaten und klüger als andere Haustiere. So lösen sie Probleme mitunter eigenständiger als Hunde, erkennen sich selbst im Spiegel und haben so etwas wie eine Persönlichkeit und die dazugehörigen Launen.

Hausschwein Omelette am Joystick
Eston Martz/Pennsylvania State University
Hausschwein Omelette am Joystick

Dass man die Intelligenz und die Geschicklichkeit der Nutztiere sogar am Computer testen kann, zeigt die aktuelle Arbeit zweier US-Forscherinnen, Candace C. Croney von der Purdue University und Sarah T. Boysen vom Comparative Cognition Project. Sie haben Experimente mit zwei Hausschweinen, Hamlet und Omelette, und zwei Minischweinen, Ebony und Ivory, durchgeführt.

Schnauzen im Training

Zuerst lernten die Tiere, einen Joystick auf Kommando zu bewegen. Nach zweiwöchigem Training mussten sie außerdem üben, ihre Aufmerksamkeit auf den Computerbildschirm zu richten, wenn gefordert. Anschließend mussten sie beide Fertigkeiten kombinieren, um so einen Cursor auf dem Bildschirm zu bewegen. Die Schweine mussten also nicht nur geschickt genug sein, um mit dem Joystick zu hantieren, sie mussten auch begreifen, dass sie damit die Bewegungen des Cursors steuern können, schreiben die Forscherinnen in ihrer soeben in der Fachzeitschrift „Frontiers of Psychology“ erschienenen Studie.

Die eigentlichen Aufgaben: Mit dem Cursor gezielt eine, zwei, drei oder vier Bildschirminnenkanten zu berühren. Bei erfolgreichen Kontakten erklang ein Ton, und die Schweine erhielten außerdem eine Belohnung. Laut den Autorinnen war die Erfolgsrate bei den meisten Aufgaben deutlich höher, als durch reine Zufallstreffer zu erwarten gewesen wäre. Insgesamt waren die Minischweine etwas besser, wahrscheinlich haben sich die großen Hausschweine feinmotorisch nicht ganz leicht getan.

Minischwein Ebony am Joystick
Candace Croney
Minischwein Ebony am Joystick

Dass aber alle Tiere – die noch dazu recht weitsichtig sind – viele Aufgaben ganz ohne Daumen schafften, sei schon ziemlich bemerkenswert, betonen die beiden in einer Aussendung. An die Leistungen von Primaten kamen sie dabei zwar nicht heran, das liege vor allem an den fehlenden körperlichen Voraussetzungen, vermuten die Forscherinnen. Die meisten Affen sehen besser und haben ähnliche Greiffähigkeiten wie Menschen.

Soziale Wesen

Beim Training und bei den Experimenten wurden die Schweine regelmäßig mit Futter belohnt. Aber das war gar nicht unbedingt notwendig, wie sich herausstellte, als der Futterautomat einmal kaputt war. Ausdauer und Lernerfolg wuchsen auch durch sozialen Zuspruch, in Form von Lob oder Berührungen durch die Betreuungsperson. Allein ihre Stimme trug die Probanden allem Anschein nach durch schwierige Aufgaben, schreiben die Forscherinnen. Schweine seien eben sehr soziale Tiere.

„Wie bei allen fühlenden Wesen macht es etwas aus, wie wir mit ihnen interagieren“, so Croney in der Aussendung. Deswegen hätten wir auch eine ethische Verpflichtung herauszufinden, was Schweine alles können, unter anderem um die meist nicht artgerechten Haltungsbedingungen der Nutztiere zu verbessern. „Aber eigentlich sollten wir vor allem lernen, die Einzigartigkeit von Schweinen zu schätzen, und nicht nur einen Nutzen aus ihnen zu ziehen.“