Physiker Christof Gattringer neuer FWF-Präsident
Uni Graz / Eisenberger
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Personalia

Christof Gattringer neuer FWF-Präsident

Der Teilchenphysiker Christof Gattringer von der Universität Graz wird neuer Präsident des Wissenschaftsfonds FWF. Diese Entscheidung traf der Aufsichtsrat der Förderagentur am Mittwochabend.

Gattringer folgt in dieser Position Klement Tockner, der mit Jahreswechsel frühzeitig aus dem Amt geschieden war, teilte der FWF mit. Der 1966 in Wien geborene Teilchenphysiker setzte sich gegenüber der Astrophysikerin Sabine Schindler und der Politikwissenschaftlerin Miranda Schreurs durch.

Die aus Vertretern und Vertreterinnen der österreichischen Forschungsstätten zusammengesetzte FWF-Delegiertenversammlung hatte aus 19 Bewerberinnen und Bewerbern um den Posten zunächst sieben Personen ausgewählt, die zu einem Hearing geladen wurden, und anschließend einen ungereihten Dreiervorschlag mit Gattringer, Schindler und Schreurs an den FWF-Aufsichtsrat vorgelegt.

„Forschende aus allen Bereichen unterstützen“

„Christof Gattringer bringt viel Erfahrung als Vizerektor, Dekan und Topwissenschaftler mit und überzeugt durch sein besonderes Engagement im Bereich der Nachwuchsförderung sowie seine Kenntnisse im wissenschaftlichen Management“, erklärte FWF-Aufsichtsratsvorsitzende Sonja Puntscher-Riekmann in einer Aussendung. Er sei nicht nur ein Gewinn für den FWF, sondern auch für die österreichische Innovationslandschaft.

Gattringer, der sein Amt mit April antritt, empfindet es als „große Ehre, mich künftig an der Spitze des FWF gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen für die Wissenschaft im Allgemeinen und die Grundlagenforschung im Speziellen einsetzen zu können“.

Angesichts der großen Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft stehe, „kommt der Wissenschaft eine Schlüsselrolle zu. Mein Ziel ist es, Forschende aus allen Bereichen bestmöglich zu unterstützen und ihnen den nötigen Freiraum zu geben, um hier in Österreich Wissenschaft von Weltformat voranbringen zu können“, so der neue FWF-Chef.

Quark-Spezialist und Rennradfahrer

Christof Gattringer ist seit 2005 Professor für „Computational Elementary Particle Physics“ an der Universität Graz, wo er seit 2019 auch als Vizerektor für Forschung und Nachwuchsförderung tätig ist. Er kann auf rund 180 wissenschaftliche Publikationen und internationale Forschungstätigkeit verweisen, u.a. am Massachusetts Institute of Technology (MIT), an der University of British Columbia in Vancouver, der University of Washington in Seattle und der Universität Regensburg. Zehn Jahre lang war er Sprecher des Doktoratskollegs „Hadrons in Vacuum, Nuclei and Stars“.

Wissenschaftlicher Schwerpunkt Gattringers ist die Quantenphysik. „In meiner Arbeit geht es um Elementarteilchen wie die Quarks, die kleinsten Bausteine, aus denen unsere Welt zusammengesetzt ist“, erklärte er. Unter anderem will er der Quantenwelt mithilfe von Supercomputern näherkommen: „Ich versuche, Quantenfeldtheorien so aufzubereiten, dass man sie numerisch behandeln kann.“ Auf diese Art könne man beispielsweise jenen physikalischen Phänomenen näherkommen, die die ersten Momente des Universums geprägt haben. Der Vater von vier Kindern entspannt sich mit bei Büchern oder Sport, bei letzterem verweist er auf „ein paar Tausend Kilometer am Rennrad pro Jahr“.

Vertrag bis 2024

Die Funktionsperiode des neuen Präsidenten läuft bis September 2024, eine einmalige Wiederwahl für weitere vier Jahre ist möglich. Die Wahl war notwendig geworden, nachdem der amtierende Präsident Klement Tockner, dessen Vertrag bis 2024 gelaufen wäre, mit Jahresbeginn als Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft nach Deutschland gewechselt ist. In der Zwischenzeit hatte Vizepräsident Gregor Weihs interimistisch die Leitung des FWF übernommen.

Der FWF ist die zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung in Österreich. In diesem Bereich hat der Fonds 2019 rund 700 Projekte mit insgesamt 237 Mio. Euro gefördert.