Coronavirus unter dem Mikroskop und eingefärbt
NIAID-RML
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Infektion schützt stark vor Reinfektion

Wer vor einem Jahr in Österreich mit SARS-CoV-2 infiziert war, hat laut einer neuen Studie sieben Monate später einen 91-prozentigen Schutz vor einer neuerlichen Ansteckung gehabt. Die Schutzwirkung entspricht damit in etwa jener der vorhandenen Impfstoffe.

Das zeigt eine Studie der Medizinuni Graz, der kalifornischen Stanford University und der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES ), die soeben im „European Journal of Clinical Investigation“ erschienen ist. Die Ergebnisse seien aber noch vorsichtig zu interpretieren.

Ähnlicher Schutz wie nach Impfung

Die Forscherinnen und Forscher verglichen zwei Gruppen: auf der einen Seite knapp 15.500 Menschen, die sich zwischen Februar bis April 2020 mit dem Coronavirus infiziert hatten – rund 600 von ihnen starben – auf der anderen Seite die übrige, komplette Bevölkerung Österreichs. In der zweiten Infektionswelle von September bis November 2020 untersuchten sie, wie viele Personen sich erneut bzw. zum ersten Mal mit dem Virus ansteckten.

Bei den 14.900 Covid-Fällen des Frühjahrs waren es 40 – also 0,27 Prozent. In der Allgemeinbevölkerung hingegen lag die Ansteckungsrate bei 2,85 Prozent. Daraus ergibt sich laut Studie ein 91 Prozent niedrigeres Risiko für einen erneute Infektion.

„Obwohl wir natürlich sehr vorsichtig mit Vergleichen zu Impfstoffstudien sein müssen, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass man nach einer SARS-CoV-2 Infektion einen ähnlich starken Schutz vor einer neuerlichen Infektion hat wie nach einer Impfung“, lautete die Schlussfolgerung von Stefan Pilz von der Medizinuni Graz. Pilz ist zusammen mit Ali Chakeri von der AGES der Erstautor der Fachpublikation.

Rolle der Mutationen unklar

Bei 40 Personen in der Studie wurden Reinfektionen mit SARS-CoV-2 nachgewiesen, wobei der einzige Todesfall keinen kausalen Zusammenhang mit der Wiederinfizierung zeigte. Obwohl PCR-Tests für die Diagnosesicherung eingesetzt wurden, weisen die Studienautoren darauf hin, dass die Ergebnisse aufgrund der nicht zu 100 Prozent spezifischen Tests sowie diverser Limitierungen der Datenmeldungen entsprechend vorsichtig zu interpretieren seien.

Dennoch dürfte die Publikation von „entscheidender Bedeutung“ sein, da sie nicht nur auf Antikörperbestimmungen bei speziellen Studienpopulationen basiere, sondern erstmals das tatsächliche Reinfektionsrisiko in der gesamten Bevölkerung eines Landes inklusive aller Altersgruppen darstelle. „Diese Daten zeigen eine sich aufbauende Immunität gegen SARS-CoV-2 in der österreichischen Bevölkerung, wobei wir aktuell noch nicht wissen, inwieweit diese Immunität auch auf diverse SARS-CoV-2 Virusmutationen umzulegen ist. Oder wie lange und in welcher Stärke dieser Reinfektionsschutz über größere Zeiträume anhält“, betonte Franz Allerberger von der AGES.

Weitere Auswertungen des Reinfektionsrisikos über längere Zeiträume sowie auch Daten aus anderen Ländern seien daher dringend erforderlich. Diese würden künftig ebenfalls von der Forschungsgruppe rund um Pilz, Franz und John P. A. Ioannidis von der Stanford University bearbeitet werden.