Coronavirus

20 Millionen Lebensjahre gingen verloren

Die Folgen der Coronavirus-Pandemie kann man unterschiedlich beschreiben. Eine neue Studie tut das besonders drastisch: Ihr zufolge sind bis Jänner 2021 weltweit 20,5 Millionen Lebensjahre verloren gegangen.

Im Schnitt hätten Covid-19-Verstorbene noch 16 Jahre länger leben können, schreibt ein Team um Héctor Pifarré Arolas von der Universität Pompeu Fabra in Barcelona in der Studie, die soeben in “Nature Communications“ erschienen ist.

Zwei bis neun Mal mehr als durch Influenza

Die Forscherinnen und Forscher untersuchten knapp 1,3 Millionen COVID-19-Todesfälle, die sich bis zum 6. Jänner in 81 Ländern ereignet haben. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen betrug knapp 73 Jahre. Statistisch schlagen jüngere Tote in Sachen verlorener Lebensjahre aber stärker „zu Buche“. So liegt der Anteil der 55- bis 75-Jährigen bei den über 20 Millionen verlorenen Jahren bei 45 Prozent, bei unter 55-Jährigen bei 30 Prozent. Mit anderen Worten: Jüngere sterben zwar seltener an COVID-19, hätten aber noch länger gelebt.

Das Team um Pifarré Arolas hat auch mit anderen wichtigen Todesursachen verglichen. In besonders stark vom Coronavirus betroffenen Ländern sei der Verlust an Lebensjahren zwei bis neun Mal höher gewesen als in durchschnittlichen Influenza-Jahren, zwei bis acht Mal höher als durch Verkehrsunfälle und bis zur Hälfte höher als durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Effekt könnte noch stärker sein – oder schwächer

Wie die Forscherinnen und Forscher selbst betonen, solle man die Studie mit Einschränkungen interpretieren. Die tatsächliche Wirkung von Covid-19 könnte stärker oder schwächer sein. Stärker, weil die Zuschreibung „Covid-Toter“ nach wie vor schwierig ist, weltweit unterschiedlich gehandhabt und ihre Anzahl tendenziell unterschätzt wird. Schwächer, weil viele der Covid-Verstorbenen Vorerkrankungen haben, wegen denen sie ihre durchschnittliche Lebenserwartung nicht erreicht hätten.

Eine weitere Einschränkung: Wie viele Lebensjahre die Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie gekostet haben oder kosten werden – etwa psychische und physische Langzeitfolgen der Lockdowns – haben die Forscherinnen und Forscher nicht berechnet.