Krammer: Genesene sollten nur eine Dosis bekommen

Der Virologe Florian Krammer spricht sich für das Weglassen der zweiten Coronavirus-Impfdosis aus, wenn jemand bereits eine Infektion durchgemacht hat. Studien würden zeigen, dass infiziert gewesene Personen eine stärkere Immunantwort nach nur einer Dosis aufweisen als zwei Mal geimpfte, die zuvor keine Infektion hatten.

„Wir reden da von Millionen Impfstoffdosen“, die weltweit eingespart werden könnten, sagte Florian Krammer bei einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag.

Gute Wirkung bei britischer Variante

Auch ganz aktuelle Daten aus Schottland und Israel würden zeigen, dass die bisher zugelassenen Impfstoffe nach einer Dosis sehr gut wirken. Vor allem die Analyse aus Schottland sei wichtig, weil da auch Daten zu älteren Personen enthalten waren, die mit dem Vakzin von AstraZeneca geimpft wurden, erläuterte der Impfstoffexperte. Zudem gab es positive Ergebnisse zur Verhinderung der Virusweitergabe in der Bevölkerung, betonte der gebürtige Steirer, der in New York an der Icahn School of Medicine forscht.

Zu den Mutationen sagte Krammer, dass die aktuellen Impfstoffe gegen die zuerst in Großbritannien beobachtete Variante „sehr gut wirken“, das treffe auch auf AstraZeneca zu. Dies ist zudem die Variante, die in Österreich am verbreitetsten ist. Es mache daher keinen Sinn zu warten, bis andere Vakzine verfügbar sind. Bei der in Südafrika erstmals aufgetreten Mutation, „wissen wir, dass AstraZeneca nicht gut gegen diese Variante gewirkt hat“. Zu Pfizer/Biontech und Moderna gebe es diesbezüglich noch keine genauen Daten.

Studie in Tirol empfohlen

Der Experte empfahl wegen der Verbreitung der südafrikanischen Variante in Tirol neuerlich kleine Studien zu einer „Nachimpfung“ mit einem anderen Vakzin nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Wirkstoff. Auch eine Analyse einer großflächigen Verwendung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs in Tirol sei möglich.

„Es ist dabei aber wichtig, dass man dem Rest von Österreich keinen Impfstoff wegnimmt“, betonte Krammer. Vielleicht könnten die Impfstoffhersteller sich bei den Studien in Tirol beteiligen und dafür mehr Impfstoff bereitstellen, so sein Vorschlag.

0,8 Prozent haben Nebenwirkungen

Christa Wirthumer-Hoche, die Leiterin der AGES-Medizinmarktaufsicht, forderte die bisher geimpften Personen in Österreich auf, mögliche Nebenwirkungen beim Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen zu melden. Etwa 0,8 Prozent der geimpften Personen berichteten bisher über Reaktionen im zeitnahen Abstand zu einer Coronavirus-Impfung. Die häufigsten seien mit Kopfschmerzen, Schwindel, Schmerzen an der Einstichstelle oder Gliederschmerzen moderat.

Wirthumer-Hoche und Renée Gallo-Daniel, die Präsidentin des Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH), warnten zudem vor angebotenen Fälschungen von Coronavirus-Vazinen. Betrugsversuche sollten den Behörden gemeldet werden. „Es gibt keinen Impfstoff im Privathandel im Moment“, versicherte Gallo-Daniel.