Labor: Tintenfisch im Aquarium
Alexandra Schnell
Alexandra Schnell
Selbstbeherrschung

Tintenfische bestehen Marshmallow-Test

Der aus der Humanpsychologie bekannte Marshmallow-Test bestimmt die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub. Kinder bestehen diesen Test ab etwa vier Jahren. Ein Experiment zeigt jetzt: Tintenfische können das auch – zumindest für zwei Minuten.

Schimpansen, Raben und Papageien wurden auf diese Weise bereits – erfolgreich – getestet. Im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B“ berichten nun Forscher der Universität Cambridge von einem Versuch, bei dem die Impulskontrolle von Tintenfischen auf die Probe gestellt wurde.

Klassiker der Psychologie

Die in zweigeteilten Wasserbehältern sitzenden Tiere hatten die Wahl: Entweder ein Weichtier, das sie nicht so gerne fressen, sofort zu bekommen – oder ihre Lieblingsspeise später. Resultat: Die Tintenfische bewiesen durchaus Geduld und warteten 50 bis 130 Sekunden lang, um an den begehrten Leckerbissen zu kommen.

Der Versuchsaufbau beruht auf dem als Marshmallow-Test bekannten Experiment, das Ende der 60er Jahre ein Team des Psychologen Walter Mischel mit Kindern machte. Dabei wurde Vierjährigen ein Marshmallow hingelegt und in Aussicht gestellt, dass sie einen zweiten Marshmallow bekommen, wenn sie den ersten noch nicht essen. Nicht alle Kinder ließen sich auf diesen Belohnungsaufschub ein.

Je cleverer, desto beherrschter

Bei der Studie mit den Tintenfischen wurde auch deren Lernfähigkeit erforscht. So wurden sie vor die Wahl gestellt, zu einer weißen oder grauen Boje zu schwimmen. Nur an einer der Bojen wartete eine Belohnung in Form einer Krabbe. Sobald ein Tintenfisch gelernt hatte, an welcher Boje es die Belohnung gibt, wurde das Belohnungssystem umgekehrt, so dass er nun zur Boje mit der anderen Farbe schwimmen musste.

Die Psychologin Alexandra Schnell von der Universität Cambridge und ihr Team stellten fest, dass die Tintenfische, die am schnellsten lernten, bei dem anderen Experiment auch am längsten auf die begehrte Belohnung warten konnten. Diese Fähigkeit könnte auch in der freien Wildbahn gefragt sein, schreiben die Forscher in ihrer Studie: So müssten manche Arten den richtigen Moment für die Jagd lernen, weil sie andernfalls selbst leichte Beute für Raubtiere würden.