UV-Lampe in einem leeren Raum mit Stühlen und einem Konferenztisch
CESAR MANSO/AFP
CESAR MANSO/AFP

UV-Lampen: Wirksam, aber nicht ungefährlich

UV-C-Strahlung wirkt keimtötend – und böte somit die Möglichkeit, Coronaviren unschädlich zu machen, wie Computermodelle bestätigen. Bei der Strahlung ist allerdings Vorsicht geboten: Sie kann beim Menschen Krebs auslösen.

Dass die Ansteckungsgefahr mit Coronaviren im Sommer geringer ist, hat auch mit der Zunahme der Sonneneinstrahlung zu tun. Im Sonnenlicht liegt das Frequenzband der ultravioletten Strahlung im UV-A und im UV-B-Bereich. Diese Strahlung wirke zwar keimtötend, sagt Valerio D’Alessandro von der Università Politecnica delle Marche in Ancona. „Eine rasche Desinfektion ist damit aber nicht möglich. Bis ein Virus tot ist, dauert es 15 bis 20 Minuten. Das ist zu lange.“

Strahlendosen: Eine Gratwanderung

Daher hat sich der italienische Mathematiker nach Alternativen umgesehen: Die kürzerwellige UV-C-Strahlung, schreibt D’Alessandro nun mit seinem Team im Fachblatt „Physics of Fluids“, wäre da schon eher geeignet. Berechnungen auf einem Supercomputer, mit deren Hilfe die Ausbreitung und Veränderung von Speicheltröpfchen simuliert wurden, zeigen: Die UV-C-Strahlung kann das Risiko einer Kontamination um die Hälfte reduzieren – und zwar bei Strahlendosen, die keine Gefahr für Menschen darstellen. „Das ist ein entscheidender Punkt“, sagt D’Alessandro, „denn UV-C-Desinfektionssysteme sind nicht immer brauchbar. Sie töten zwar Viren, aber höhere Dosen können für Menschen gefährlich werden.“

Ein Meter Distanz „nicht immer sicher“

Anwendungen in begrenzten Bereichen, wie etwa bei Supermarktkassen, seien möglich, schließen die Forscher aus ihren Berechnungen. Ob es sich so verhält und die Unbedenklichkeit tatsächlich garantiert werden kann, werden Mediziner zu entscheiden haben. Die Studie hält jedenfalls noch ein anderes, durchaus interessantes Nebenergebnis parat. Laut ihren Simulationen ist ein Meter Entfernung zwischen Menschen nicht immer sicher, wenn es um die Übertragung von Coronaviren geht.

Grafik: Ausbreitung von Tröpfchen im Raum
V. D’Alessandro, M. Falone, L. Giammichele, and R. Ricci
Simulation: Aubstreitung von Tröpfchen im Raum

Große Speicheltropfen (die entsprechend viele Erreger beinhalten) sinken bei dieser Distanz zwar unter Kopfhöhe ab, „aber sie können immer noch das Gegenüber von der Brust abwärts treffen. Daher ist es wichtig, sich nicht auf Augen, Nase oder Mund zu greifen.“ In Italien gilt derzeit eine Abstandsempfehlung von einem Meter, in Österreich sind es zwei. Das ist auch die empfohlene Minimaldistanz von D’Alessandro und seinem Team.