Tabletten liegen auf sechs Löffeln.
dpa/Matthias Hiekel
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Zink, Vitamin C und D helfen nicht

Medikamente gegen eine SARS-CoV-2-Infektion bzw. Covid-19 sind weiter rar. Diskutiert wird deshalb u. a. die Einnahme von Zink, Vitamin C und D. Laut neuen Studien wirken sie aber nicht – und auch bei Blutplasma von Covid-19-Genesenen sieht es schlecht aus.

Vitamin C (Ascorbinsäure) wirkt als Antioxidans gegen schädliche Stoffwechselprozesse im Körper und schützt somit gegen eine Reihe von Krankheiten. Seiner Anwendung gegen das Coronavirus dürfte allerdings eine Studie von US-Kliniken jetzt einen Riegel vorgeschoben haben. Sie ist im „Journal der American Medical Association“ (JAMA) erschienen. Aufgenommen wurden 214 SARS-CoV-2-Infizierte. Ihr Alter betrug im Durchschnitt 45 Jahre. In vier gleich großen Gruppen erhielten sie zehn Tage lang entweder täglich 50 Milligramm Zink, acht Gramm Ascorbinsäure, beides oder nur die Standardbehandlung ohne diese Mittel.

Egal, was die Probanden bekamen, das Ergebnis war ähnlich. Es wurde kein statistisch relevanter Unterschied erzielt: Ohne jede Intervention besserten sich die Covid-19-Symptome durchschnittlich binnen 6,7 Tagen um 50 Prozent. Mit Vitamin C war das nach 5,5 Tagen der Fall, mit Zink nach 5,9 Tagen und in der Kombination der beiden Substanzen wiederum nach 5,5 Tagen, wie vor einigen Tagen auch die deutsche Pharmazeutische Zeitung schrieb.

Beobachtungen sind keine Studien

Ganz ähnliche Ergebnisse – keine Wirkung – wurden von brasilianischen Ärzten mit einer einmaligen hoch dosierten Vitamin D-Gabe bei hospitalisierten Covid-19-Patienten mit zusätzlichem Sauerstoffbedarf registriert. Auch diese Studie ist vor Kurzem im „JAMA“ erschienen. 240 Patienten und Patientinnen hatten entweder einmal 200.000 Internationale Einheiten (IU) Vitamin D3 zum Schlucken bekommen oder ein Placebo. Doch auch dabei zeigte sich: Die Vitamingabe brachte weder einen kürzeren Krankenhausaufenthalt noch weniger Aufnahmen in eine Intensivstation oder eine geringere Mortalität.

„Während dieser ganzen Pandemie haben wir schon gesehen, wie biologische Plausibilität und Daten aus Beobachtungen sich oft nicht in Studien mit Placebo-Kontrolle und Zufallszuteilung der Patienten in Vergleichsgruppen in bessere Behandlungserfolge umsetzen ließen“, schrieb dazu im Magazin „Journal Watch“ des „New England Journal of Medicine“ Patricia Kritek von der amerikanischen Gesellschaft der Lungenspezialisten in einem Kommentar.

Blutplasma: Keine statistisch signifikante Wirkung

Bis zu einer Pressekonferenz brachte es im Juni vergangenen Jahres auch in Österreich das sogenannte Konvaleszentenplasma: Blutplasma von Covid-19-Genesenen. Die darin enthaltenen Antikörper gegen SARS-CoV-2 sollten Schwerkranken helfen. Einzelfälle wurden als Beispiel für den positiven Effekt bei Covid-19 präsentiert, heftig zum Plasmaspenden aufgerufen. Das Prinzip des Konvaleszentenplasmas ist uralt und wurde in der Vergangenheit bei verschiedensten Infektionskrankheiten eingesetzt.

Die Wissenschaft spricht derzeit allerdings gegen einen breit nachweisbaren Effekt von Konvaleszentenplasma. Wiederum in „JAMA“ ist vor kurzem eine Meta-Analyse von vier publizierten Studien über wie Wirksamkeit (Veröffentlichungen mit Peer Review) mit 1.060 Patienten erschienen. Hinzu kamen die Daten aus weiteren sechs noch nicht veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchungen mit vielen tausend Behandelten.

Fazit: Zwischen den Patientinnen und Patienten, die in den ersten vier veröffentlichten Untersuchungen mit dem Plasma behandelt wurden und jenen, die keines erhielten, zeigte sich ein Unterschied in der Sterblichkeit von sieben Prozent. Dieser war aber ebenso wenig statistisch signifikant, wie die Unterschiede, die sich bei der Auswertung der anderen sechs Studien zeigten. Auch bei allen sonstigen Kriterien für den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung zeigte sich kein Effekt, wie Perrine Janiaud von der Universität Basel und ihre Co-Autoren feststellten.

Auch Parasitenmittel Ivermectin wirkt nicht

Derzeit in Diskussion steht auch das Uralt-Parasiten-/Wurmmittel Ivermectin. In der Tropenmedizin wird es seit Jahrzehnten eingesetzt. Besonders segensreich ist es beim Zurückdrängen der Flussblindheit in Afrika. 2015 wurden die Entdecker mit dem Medizinnobelpreis geehrt.

Aus Laborversuchen wurde bereits im April vergangenen Jahres auch eine mögliche Wirkung der Substanz gegen SARS-CoV-2 abgeleitet. Seither tobt von Studie zu Studie eine heftige Diskussion darüber, ob ein solcher Effekt auch in Placebo-kontrollierten Untersuchungen zweifelsfrei belegt bzw. zu belegen ist oder nicht.

Eine randomisierte und per Placebo-Kontrolle abgesicherte Studie aus Kolumbien mit 400 Covid-19-Patienten und Patientinnen („JAMA Network“) zeigte zuletzt durch die Anwendung von 300 Mikrogramm Ivermectin pro Kilogramm Körpergewicht täglich für fünf Tage keinen signifikanten Effekt. Ein mit 82 Prozent unter Ivermectin und mit 79 Prozent unter Placebo erfolgtes Verschwinden der Krankheitssymptome innerhalb von drei Wochen bedeutete keinen nennenswerten Unterschied.