Fuß eines zu früh geborenem Babys
APA/dpa/Holger Hollemann
APA/dpa/Holger Hollemann

WHO sieht Frühchen in Gefahr

Strenge CoV-Regeln in Geburtenstationen können fatale Folgen für Frühgeborene haben. Wegen der Pandemie werde in vielen Ländern der lebenswichtige Körperkontakt zwischen Eltern und ihren Babys eingeschränkt, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Der medizinische Nutzen des Kuschelns ist laut dem soeben veröffentlichten Bericht höher als die Ansteckungsgefahr. Für Frühchen und Neugeborenen mit geringem Gewicht wird normalerweise die Känguru-Methode empfohlen, bei der das Kind möglichst viele Stunden am Tag auf den nackten Oberkörper der Mutter oder des Vaters gelegt wird. Zusätzlich sollen die Kinder Muttermilch bekommen. Wie die Gesundheitsbehörde schreibt, kann das Sterberisiko dieser Babys so um bis zu 40 Prozent reduziert werden. Eine Modellrechnung unter der Führung der WHO kam zum Schluss, dass das Sterberisiko durch das Aussetzen dieser Maßnahmen mindestens 65-mal höher ist als das Risiko, dass sich Kinder durch den Kontakt eine tödliche CoV-Infektion zuziehen.

Kontakt zu Müttern

Dass die Pandemie zu Restriktionen geführt hat, zeigt eine internationale Umfrage unter Krankenschwestern und Medizinern, bei der zwei Drittel von 1.120 Befragten angab, dass sie bei positivem CoV-Test oder ungeklärtem Status Mütter nach der Geburt von ihren Babys trennen würden.

Deutsche Fachgesellschaften für Geburtsmedizin sprechen sich wie die WHO gegen eine räumliche Trennung von infizierten Müttern und Neugeborenen aus. WHO-Expertin Ornella Lincetto sagte allerdings bei einer Pressekonferenz, dass Vätern in Deutschland in der Pandemie nun nicht mehr so viel Zeit für Känguru-Kontakt erlaubt werde. Das Kuscheln erhöhe nicht nur die Überlebenschancen der Frühchen, „es reduziert auch den CoV-Stress der Eltern“, betonte sie.