Krankenbett: Infektionsabteilung im Kaiser-Franz-Josef-Spital
APA/HELMUT FOHRINGER
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Digitale Ambulanz & Kontakte

Was Krankenhäuser aus der Pandemie lernen

Die Krankenhäuser sind in den letzten Monaten ganz besonders im Fokus gestanden – nicht nur bei der Versorgung von Covid-19-Patienten und -Patientinnen. Man hat viel gelernt, wie Abläufe verändert werden können, ohne die Versorgung zu beeinträchtigen – darunter die Kontaktreduktion innerhalb des Spitals und die Digitalisierung des Ambulanzbetriebs.

„Man braucht im Krankenhaus strategische Krisenreserven.“ So fasst Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe, eines der größten privaten Träger von Gesundheitseinrichtungen in Österreich, eine Lehre des letzten Jahres zusammen: „Da meine ich jetzt nicht, dass wir zusätzliche Ressourcen brauchen, die dann für den Ernstfall reserviert werden. Wenn ich von Krisenreserven spreche, dann spreche ich mehr von einer gewissen Flexibilitätskompetenz.“

Schnell Isolationsbereiche zu schaffen, Bereiche einzurichten, wo Menschen getestet werden – da habe man viel dazugelernt in den letzten Monaten und schaue nun auch anders auf die Kompetenz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, inwiefern sie die Möglichkeit mitbringen, flexibel in unterschiedlichen Bereichen zu arbeiten.

Infektionsmanagement neu denken

2.300 Patienten und Patientinnen mit Covid-19 wurden in den Krankenhäusern der Vinzenz Gruppe bisher versorgt, 250 davon auf Intensivstationen. Cluster sind aber nicht in diesen Bereichen entstanden, sondern außerhalb: „Bei den Mitarbeitern hatten wir immer wieder Cluster, wo ein Patient war, der positiv war, aber nicht erkannt wurde, gleich mehrere Menschen infiziert hat. In der Hochphase im Herbst hat das dazu geführt, dass wir mit unserem Personal an die Grenzen gestoßen sind, weil viele Menschen gleichzeitig in Quarantäne waren.“

Ö1 Sendungshinweis:

Über das Thema berichtete auch das Mittagsjournal am 20.3.2021.

Es gab Fälle, in denen ein Patient, eine Patientin 30 bis 40 Mitarbeiter angesteckt hat bzw. so engen Kontakt zu ihnen hatte, dass diese Personen in Quarantäne gehen mussten. Für Heinisch bedeutet das in der Analyse, dass Patientinnen und Patienten sehr viele, möglicherweise zu viele Kontakte haben. Man analysiere derzeit, wie man diese Kontakte und damit auch die Infektionsgefahr reduzieren kann, so Heinisch.

Denn egal ob Covid-19 oder andere Erreger – Menschen sollten davor geschützt sein: „Wir bauen um den Patienten kleinere Betreuungs- und Behandlungsteams. Ich sehe dann zwei Vorteile: In der Phase eines Infektionsgeschehens kann man weniger Mitarbeiter infizieren, aber zum anderen, und das ist für mich ebenso wichtig, ist es für den Patienten angenehmer, wenn er einen überschaubaren Kreis von Mitarbeitern hat, die ihn tagtäglich behandeln.“

Digitale Ambulanzen werden bleiben

Auch bei den Kontaktpersonen habe man gelernt, genau hinzuschauen und zu verstehen, welche Menschen für das Wohlergehen eines Patienten zentral sind und welche eher der Kontaktpflege dienen. Erstere Kontakte müssten immer, auch in einer Pandemie, möglich sein, weil sie über die Gesundung mitentscheiden, so der Krankenhausmanager.

Und noch eine Lehre nimmt Heinisch aus den letzten Monaten mit: Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet voran, während der Pandemie habe man eine digitale Ambulanz eröffnet: „Wo die Patienten, vor allem wenn sie chronische Erkrankungen haben, sich hinwenden und ihr medizinisches Gespräch mit den Ärzten und Ärztinnen führen können, ohne dass sie ins Krankenhaus kommen. Das hat sich sehr, sehr bewährt, und wird sehr gut angenommen.“

Befunde werden in der digitalen Ambulanz besprochen, indem der Arzt den Bildschirm mit der Patientin teilt; für Hauterkrankungen wird online eine Diagnose erstellt; Therapiegespräche finden über Videotelefonie statt. Diese Entwicklung werde den Krankenhausbetrieb über die Pandemie hinaus verändern, ist sich der Manager der Vinzenz Gruppe sicher.