Zwei Blitze erhellen den Nachthimmel
APA/dpa/Marcel Kusch
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Ursuppe

Blitze als Keim des Lebens

Blitze könnten zur Entstehung von Leben auf der Erde beigetragen haben. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher und Forscherinnen in einer aktuellen Studie: Eine zentrale Rolle spielt die Verfügbarkeit des Elements Phosphor.

Die These, die Benjamin Hess von der Yale University nun im Fachblatt „Nature Communications“ vorstellt, lautet: Einschlagende Blitze haben möglicherweise zur Bildung von genügend Phosphor geführt, um die Entstehung der ersten Lebensformen zu ermöglichen. Vor Milliarden Jahren war der meiste Phosphor auf der Erde in nicht löslichen Mineralien gebunden. Allerdings gibt es unter den Mineralien eines – der sogenannte Schreibersit -, das hoch reaktiv ist und Phosphor produziert. So können organische Moleküle entstehen.

Alternative zu Meteoriteneinschlägen

Da der auf der Erde auffindbare Schreibersit zumeist von Meteoriten herrührt, wurde bislang in der Regel angenommen, dass die Entstehung von Leben auf der Erde letztlich auf den Einschlag von außerirdischen Gesteinsbrocken zurückzuführen sei.

Ausgrabung: Durch Blitzeinschlag verglastes Mineral
Stephen Moshier, Wheaton College, IL
Fulgurit: Durch Blitzeinschlag verglastes Mineral

Schreibersit findet sich aber auch in glasähnlichen Steinen, die durch Blitzeinschläge in tonhaltigen Böden gebildet werden. Das Team um Hess nutzte nun neue Bildgebungsverfahren, um die Menge von Phosphor zu bestimmen, die durch Blitzeinschläge gebildet wurde. Außerdem stellten die Forscher und Forscherinnen Berechnungen zur Menge von Schreibersit an, die seit Urzeiten bis zur Bildung von Leben auf der Erde vor 3,5 Milliarden Jahren entstanden sein könnte.

Fazit: Blitze hätten auf der Erde eine beachtliche Menge von Phosphor entstehen lassen können, so Hess. Er schätzt die Menge auf zwischen 110 und 11.000 Kilogramm Phosphor pro Jahr.

„Je mehr Ursprünge, desto besser“

Mit Wettersimulationen aus den ersten Phasen der Erdexistenz kommen die Studienautoren zu dem Schluss, dass Meteoriteneinschläge abnahmen, seit der Mond vor 4,5 Milliarden Jahren entstand. Dagegen nahm die Phosphor-Entstehung durch Blitzeinschläge zu und übertraf vor 3,5 Milliarden Jahren den Beitrag der Meteoriten. Das würde mit der Entstehung von Leben auf der Erde übereinstimmen.

Hess betont, seine Studie solle die Bedeutung von Meteoriten bei der Entstehung von Leben nicht vollständig in Frage stellen. Meteoriteneinschläge in der Zeit der Entstehung des Lebens seien aber „weit weniger zahlreich als vor einem Jahrzehnt gedacht“. Es gehe nicht darum, einen „Wettbewerb“ gegen die Meteoritentheorie zu gewinnen: „Je mehr Ursprünge es gibt, desto besser.“