Kuh im Gegenlicht auf der Weide
APA/BARBARA GINDL
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Methan

Algen machen Kühe klimafreundlicher

Wenn Rinder rülpsen und furzen, wird sehr viel klimaschädliches Methan freigesetzt. Die Menge hängt auch vom Futter ab. Wie Forscherinnen und Forscher berichten, könnte der Zusatz von Rotalgen den Ausstoß auf bis ein Fünftel reduzieren.

Mehr als 300 Liter Methan kann eine einzelne Kuh bei der Verdauung pflanzlicher Nahrung pro Tag produzieren. Das extrem wirksame Treibhausgas ist für das Klima um ein Vielfaches schädlicher als Kohlendioxid (CO2). Vor allem die Zucht von Wiederkäuern wie Rinder, Schafe und Ziegen ist dafür verantwortlich, dass der weltweite Ausstoß laufend steigt. Im vergangenen Jahr hat er ein neues Rekordhoch erreicht.

Wieviel Methan ein Tier ausstößt, hängt allerdings auch von der Fütterung ab, schreiben die Forscherinnen und Forscher um Breanna M. Roque von der University of California, Davis in ihrer soeben im Fachblatt „PLOS ONE“ erschienenen Studie. Unter anderem steige mit dem cellulosehaltigen Heu- und Grasanteil im Tierfutter die ausgestoßene Menge.

Milchkühe im Stall
APA/dpa/Swen Pfšrtner
Bei der Verdauung setzen Widerkäuer viel Methan frei

Andererseits könnten bestimmte pflanzliche Zusatzstoffe die Methanproduktion auch wieder drosseln. Als in dieser Hinsicht besonders vielversprechend gelten Rotalgen – das zeigen Laborexperimente und erste Studien mit Schafen, Ziegen und Milchkühen. Für die aktuellen Arbeit haben Roque et al. nun mit der Asparagopsis taxiformis experimentiert, in vitro konnte man mit dieser Algenart das Methan um fast 99 Prozent reduzieren.

Weniger Methan, gleicher Geschmack

Für die Untersuchung fütterten die Forscher 21 Hereford-Stiere mit ihrer üblichen Futtermischung aus Heu, Getreide und Mais. Dieser wurden Rotalgen in unterschiedlicher Konzentration beigesetzt. 21 Wochen lang wurde gemessen, wie viel Methan, Wasserstoff und CO2 von den Tieren freigesetzt wurde. Die Menge variierte, abhängig vom Algenanteil im Futter sank der Methanausstoß um 45 bis 68 Prozent. Wurde zusätzlich die Zusammensetzung der Futtermischung verändert, ließ sich der Ausstoß noch weiter senken. Bei einer heuarmen Kost mit dem Maximum an zugesetzten Rotalgen, reduzierte sich die Methanmenge sogar um 80 Prozent.

Verkostungen durch Experten und Konsumententests zeigten, dass die Fleischqualität und der Geschmack nicht beeinträchtigt war, so die Studienautoren. Nicht nur deswegen könnte der Ansatz auch für Züchter interessant sein. Denn laut den Forschern wuchsen die Jungstiere ganz normal, auch wenn sie weniger gehaltvolles Futter bekommen hatten. D.h., der Algenzusatz könnte nicht nur das Methan, sondern auch die Kosten der Fleischproduktion senken. Für noch mehr Nachhaltigkeit sollten die Algen möglichst in regionalen Aquakulturen gezüchtet werden, heißt es in der Studie abschließend.

Dennoch bleibt es fraglich, ob sich allein mit einem neuartigen Futtermittelzusatz die Probleme bzw. klimaschädliche Folgen der industriellen Landwirtschaft verhindern lassen, oder ob es nicht umfassendere globale Lösungen braucht, wie Schweizer Forscher beispielsweise kürzlich vorgeschlagen haben.